Cup of Water

Hier ein Kommentar, in dem ich wirklich nur was rauslassen, was festhalten möchte. Das eine produktive, das ich in dem ganzen Quarantäne-, Homeoffice-, Lockdown-Dings gemacht hab… na gut. Eines von der Handvoll produktiven Sachen, die ich zustandegebracht hab, war, die erste Strophe vom Hitchhiker’s Guide zu übersetzen. Vom Original Radio-Drama. „Hörspiel“ sagt man da auf Deutsch. Weil es gibt sogar eine deutsche Version davon, aber die ist in meinen Augen nicht zufriedenstellend. Natürlich kommt man beim Übersetzen schnell einmal drauf, dass das ein Problem mit dem Übersetzen an sich ist. Weil was hier witzig ist, ist da nicht witzig und das betrifft den Sprachwitz, aber auch den kulturellen Kontext. Und in Wirklichkeit ist das ein bisschen der Punkt, an den ich gekommen bin und jetzt bin ich so ein bisschen mittendrin, dass ich die erste Strophe zwar fertig übersetzt hab, aber ich glaub, dass ich am Anfang noch eine andere Vorstellung davon gehabt habe, wer der Arthur Dent auf Deutsch sein könnte, als ich s am Ende gedacht hab. Und als ich vor ein paar Tagen versucht habe, mir das Dokument herzunehmen, hab ich festgestellt, dass das Programm, das ich mir für s Scriptschreiben installiert habe, dass das nicht mehr läuft nach meinem letzten Update und überhaupt ist die letzte Version davon von 2012 und es wirkt so, als ob ich eine sehr lange Pause gemacht hätte. Im Wesentlichen kann ich nicht mal mehr mein Dokument öffnen. Auch wenn s alles Text ist, also der ist schon noch da, es ist nur eine Frage der Formatierung. Da hab ich gestern Nacht dann verschiedene LaTeX Programme ausprobiert, weil s da auch Scriptschreibepakete gibt, wie ich mir s erwartet hab. Aber da müsste ich mich auch ein bisschen länger hinsetzen, hab ich schnell gemerkt und mich nicht hingesetzt.

Ja, ich weiß nicht, es gab bis vor kurzem alle Episoden (oder um mit dem oben gewählten Begriff fortzusetzen: Strophen) auf fourble.co.uk, aber da gab s wohl aktuell einen Copyrightdisput und dann wird das runtergenommen… es kommt schon wieder eines Tages. Und man findet s ja doch noch. Plus hier die Primary Phase, Secondary Phase, Tertiary Phase, Quandary Phase, Quintessential Phase und Hexagonal Phase.

Dazu kommt noch, dass ich Rule of Three viel hör, wo britisches Comedypersonal über ihre Arbeit spricht und jeweils something funny that they love mitbringt. “By taking it apart maybe we’ll learn something about how comedy works. Or we’ll just quote bits from it and giggle till we’re finished. Both approaches are valid.” Ich hör s ur gern und ich bin oft einmal mehr an der Arbeit von den Leuten interessiert, was die als ProduzentInnen, SchreiberInnen, Stand-Up-Comediens so machen und wie sie das beschreiben. Wie gesagt, ich üb mich ja an der Sache selbst, wenn auch ein bisschen im Trockentraining. Ich lern aber natürlich auch neue Sachen kennen und alte anders einschätzen. Und es ist einfach super, ihnen dabei zuzuhören, wie witzig sie manche Sachen finden, der eine von den beiden macht oft so dieses Durch-die-Nase-Lach-Geräusch eines halb unterdrückten Lachens, das ist besonders schön. Auf jeden Fall reden die auch immer wieder über Hitchhiker’s Guide, weil halt schon bahnbrechend. Was für mich ein bisschen beruhigend ist, weil ich s so großartig gemacht finde und sie selbst aber dann sagen, für damals sehr innovativ. So hat halt britische Radio-Unterhaltung vor bald einmal vierzig Jahren gesehen, wie man aufregendes Hörspiel machen kann…

Was ich sagen wollte: da haben sie darüber geredet, dass der folgende Schmäh dem klassischen Format folgt und dementsprechend unaufregend ist. So antwortet Arthur auf Fords Frage, wie es ihm ginge:
Like a military academy, bits of me keep passing out.

Ich hab den nie verstanden, ich versteh in auch jetzt nicht. Im Buch wird der übersetzt mit:
„Wie eine Bridgerunde, verschiedene Teile von mir passen einfach.”

Was ich gewissermaßen ok finde. Da hat sich der Benjamin Schwarz auf jeden Fall was britisches (Bridge) hergenommen, um diesen eh schwachen Vergleich zu übersetzen. Ist immer noch nicht witzig in dem Sinn, aber das ist ja das Original – glaube ich mich nach der betreffenden Rule of Three Episode bestätigt zu fühlen – auch nicht.

Dann aber der folgende Dialog:
[Y]ou’d better be prepared for the jump into hyperspace. It’s unpleasantly like being drunk.
What’s so unpleasant about being drunk?
You ask a glass of water.
Arthur thought about this.

Das ist nicht schlecht. Einfach ein bisschen ein Wortspiel und aktiv/passiv und boom! Außerdem, weil ich s grad vorher nachgeschaut hab: Was wie ein Vergleich ausschaut ist dann doch eine Metapher, was rhetorisch schon aufregender ist. Und jetzt kommt s: Ich hab diesen Dialog jetzt zum ersten Mal verstanden, nachdem ich das in Rule of Three diskutiert gehört hab. Weil ich hab zuerst die deutsche Übersetzung gelesen, seinerzeit und – spoiler alert – es ist eine schlechte Lösung, die sich trotzdem immer über meine Lektüre des englischen Texts gelegt hat und ich den Witz auch beim x-ten Mal nicht anders verstanden hab, dass ich mich sogar in diesem meinen eigenen Übersetzungsversuch am deutschen Roman orientiert hab:
„[D]u stellst dich jetzt besser auf den Aufstieg in den Hyperraum ein. Das ist so unangenehm wie betrunken zu sein.“
„Was ist denn so unangenehm daran, betrunken zu sein?”
„Man sehnt sich nach einem Glas Wasser.”
Darüber dachte Arthur nach.

Abgesehen von Aufstieg in den Hyperraum. Aber an diesem Punkt stelle ich mir dann die Frage: zahlt sich das aus zu übersetzen? Soll man das durch einen ganz anderen Witz ersetzen, der… weil der Witz einfach nicht funktioniert und nicht funktionieren kann, weil das Deutsche in so einem Satz nicht so viel Ambivalenz zulässt, dass man das naheliegende Verständnis so elegant umschmeißen kann. Es interessiert mich natürlich der Gedankengang vom Übersetzer, ob sich der dann einfach denkt, das geht sich nicht aus und ich werde hier nach Seiten bezahlt, als tu ich als hätte ich da im Original ein for gelesen und dann ist der Witz halt nicht besonders lustig, aber wie wir gesehen haben, trifft der Douglas auch nicht mit jedem ins Schwarze. Und es hat mich ja auch die deutsche Version gefesselt und vielleicht war das für mich einfach ein notwendiger Schritt, ohne den ich s nicht zum Original geschafft hätte.

AMS. oder: Die unheimliche Unberechenbarkeit der Beamtenschaft

Wenn die Flugzeuge wieder fliegen, dann müssen auch die Arbeitslosen wieder rein in die Maschine. Aber so früh? Nachdem mein letzter Termin entfallen ist, nachdem sich das AMS einfach wortlos nicht bei mir gemeldet hat, wo ich brav und doch aufgeregt mit meinen Argumentationszetteln bei mir am Tisch sitzend auf sie gewartet hab, hab ich eine Nachricht bekommen, die sich schon ein bisschen vorgreifend den trügerischen Namen „Teilnahmeschreiben“ voran gestellt hatte. Im Anhang fand sich ein Dokument, mit dem ich zu einer Informationsveranstaltung geladen wurde. Ich mein, das ist halt die Sprache, die wir da verwenden. Der Anstrich ist dünn und ich weiß auch, dass davon ausgegangen wird, dass ich dort bin.

Nicht all zu bald darauf hat sich dann jemand vom AkademikerInnenzentrum gemeldet und mir gesagt, worum s zirka gehen wird, wann s tatsächlich stattfindet und was ich bitte mitbringen soll. Ich hab mich zusätzlich auch für festes Schuhwerk entschieden, weil ich glaube, dass von mir erwartet wird, dass ich nicht in Flipflops zu meinen AMS Terminen erscheine. Wobei es wohl keinen Unterschied macht, aber ein bisschen diese vorgreifende Unterwürfigkeit, das ist sicherlich ein bisschen ein Thema.

Die Bebilderung hat heute weniger mit unheimlicher Unberechenbarkeit zu tun, man müsste sich schon ein bisschen verbiegen dafür. Aber zumindest unheimlich finde ich, wie hier versucht wird, einen Korb mit Wurst und Schinken in der gleichen Art und Weise darzustellen, wie man über einen Korb mit Obst und Gemüse eben Frische, Kraft und Lebensfreude darstellen würde. Aber hier sind s abgepackte Fleischmehlprodukte. Was mir offenbar nicht besonders berechenbar erscheint.

Weil heute war dann dieser Termin und ich hab am Sonntag noch ein Mail geschrieben, dem AMS nämlich, dass ich schön gefunden hätte, wenn wir da tatsächlich eine Besprechung gehabt hätten, weil ich das Angebot nicht irrsinnig zielführend finde. Nein, ich hab was davon gesagt, dass ich das Entfallen des letzten Termins bedaure und denke, wir wären gemeinsam vielleicht eher in der Lage gewesen ein passendes Angebot für mich zu finden. Ich hab da ein bisschen überlegt, wie ich das formuliere, vielleicht zu lange. Zurück habe ich dann bekommen:

sie beziehen die Notstandshilfe, diese Weiterbildung ist speziell für AkademikerInnen. Wenn sie von Alternativen sprechen, sprechen sie aber von Ausbildungen die das AMS nicht im Kursangebot hat.
Die Notstandshilfe besagt, dass jegliche Arbeitsaufnahme zumutbar ist. Ich schicke ihnen einen Termin (telefonisch) zu.

Das war die Aussicht aus dem AkademikerInnenzentrum. Ich bin da ja schon ein bisschen herumgefahren, bis ich s gefunden hatte. Weil Baustellen und die Türme haben alle Namen, aber das weiß ich doch nicht von da, wo ich aufgewachsen bin. Bei dem hab ich lustig gefunden, dass die Fensterputzgondel anscheinend da oben mitdesignt worden ist. Muss vielleicht auch, hab ich mir gedacht, weil dadurch, dass der diese Wellen macht, kann man wahrscheinlich keine Fensterputzgondel von der Stange kaufen, die mit ihren normierten Dimensionen womöglich dem ästhetischen Verständnis (ja, ich weiß) der ArchitektInnen widersprochen hätte…

Ich habe vor einigen Wochen eine Frau auf dem Fahrrad überholt. Also, es war nicht nur die eine Frau, es war dahinter noch jemand und dann noch jemand. Und das war da so am Donaukanalufer, der Weg war nicht superbreit, der Boden vielleicht ein bisschen kieselig und wir waren eh auch relativ flott unterwegs. Aber wenn man längere Zeit leicht unter seiner gewünschten Geschwindigkeit in der Kolonne fährt, dann staut sich diese zurückgehaltene Geschwindigkeit an und irgendwann sagt man sich: so. Das Problem war, dass da dann ein Hügel war und dann ist einer hinter dem Hügel aufgetaucht und den Hügel herabgebraust (das war mindestens so ein Flotter, dessen Schuhe in die Pedale klicken) und ich halt plötzlich doch Panik und bisschen abbremsen und bisschen zur Seite fahren und es ist sich alles ausgegangen aber wenn man auf Adrenalin ausrutschen könnte, wär s schiefgegangen. So hab ich von rechts einen entsetzten Ausruf gehört (etwa: „He!“), worauf ich mich kurz und leger entschuldigt hab um dann den Hügel hinauf schnell mein Überholmanöver zu einem Abschluss zu bringen. Jetzt war die Frau, die ich da in meinem misslungenen Versuch, zu meiner Idealgeschwindigkeit zu kommen, zur Seite gedrängt hab, damit aber gar nicht zufrieden und hat weiterhin hinter mir hergeschimpft. Ich kann mich daran erinnern, den Satz „so schlimm war s auch wieder nicht“ hinter mich gerufen zu haben. Weil so schlimm, wie ich da jetzt verbal abuse wegzustecken hatte, hatt ich tatsächlich nicht das Gefühl, dass es gewesen ist. As luck would have it hat sie an der nächsten Ampel zu mir aufgeschlossen gehabt. Was einerseits das ganze Theater – nämlich insbesondere das Überholen an sich – besinnfreit hat, aber andererseits auch ihr die Möglichkeit gegeben hat, ihren Ärger rauszulassen. So hat sie s nämlich selbst bezeichnet, nachdem sie mir unter anderem vorgeworfen hat, dass ich im Auto meinen Führerschein los wäre und solche Aktionen FahrradfahrerInnen zu dem schlechten Ruf führten, den wir in vielen österreichischen Augen nun einmal haben. Und ich konnte immerhin sagen, dass es mir leid täte, dass ich natürlich nicht zum Überholen angesetzt hätte, hätte ich gesehen, dass da einer kommt. Dass ich so viel jünger als sie wohl nicht sei, das hab ich nicht gesagt. Weil sie angedeutet hat, dass sie altersbedingt unter einem Sturz mehr gelitten hätte als ich… aber darum geht s jetzt gar nicht, hab ich mir gedacht, es brauche jetzt noch eine gewisse Ernsthaftigkeit, damit wir das abschließen können. Weil dann war s tatsächlich auch schon irgendwie gut. Sie hat ihrem Ärger Platz gemacht, ich bin aus meiner Defensive raus und habe den Platz gehabt, mich zu entschuldigen. Und wir sind beide ein wenig aus unserem Schreck rausgekommen. „Gut, dass wir das noch besprochen haben“ und ich hab s gemeint.

Jetzt also meiner AMS Beraterin schreiben, dass ich mich ärger, wenn ich so an den Rand gedrängt werde von ihrer legalistischen Argumentation. „Argumentation“. Ich mein, ich weiß schon, dass die das nicht als ein Feedback auffassen, als eine Unterstützung ihrer Arbeit, wenn ich anbiete mit ihnen darüber zu reden, was ich glaube, was für mich sinnvoll ist. Aber ich muss darüber nicht froh sein. Und irgendwo hab ich das Gefühl, da unprovoziert angeschnauzt worden zu sein. Das steckt da schon ein bisschen in meiner Formulierung mit drin, aber ich halte das für nicht-notwendig. Aber ich bin nun einmal auf der high road aufgewachsen und so hab ich dann eher damit zu tun gehabt, die Entschuldigungen wieder aus meiner Antwort zu löschen. Weil irgendwo hab ich da ein Bedürfnis, so zu bückeln, gegenüber jemandem in so einer Autoritätsrolle. Scheinbaren Autoritätsrolle. Aber da scheint noch so viel Willkür drin zu sein, dass man lieber vorsichtig ist. Sich anschnauzen lässt, aber nicht zurückschnauzt. Aber wo die Magengeschwüre herkommen ist ja vielleicht gar nicht so wichtig.

Warum ging der Oktopus über die Straße?

Bin ich vor ein ein, zwei Wochen die Mariahilferstraße hochgefahren und es ist nur ein Moment gewesen, wo ich mit den Radfahreraugen ein Polizeiauto seh und gleich mal bisschen abbremse. Unauffällig. Aber die Damen und Herren waren eh damit beschäftigt, einen jungen Mann zu beamtshandeln, zu fünft, sechst werden sie dabei schon gewesen sein. Ich weiß nicht, was die Situation war, aber da stand einer, bisschen Latino, bisschen Balkan, wenig bedrohlich, nicht offensichtlich berauscht. Aber im Halbkreis umzingelt. Was weiß man schon. Es war glücklicherweise drumrum auch noch genug los,quasi Zeugen. Nicht dass da vielleicht plötzlich jemand ungünstig umfällt und sich was tut, womöglich noch im Widerstand gegen die Staatsgewalt. Es kam mir jedenfalls unverhältnismäßig vor, das sicher. Und unverhältnismäßig war auch, dass, wie ich eben vorbeifahre, einer der Beamten, der nicht Teil der Umzingelung war, sondern leger an der Autotür lehnend die Übersicht behalten hatte, dass der auf irgendeine Bemerkung des Beamtshandelten aus seinen sieben Meter Entfernung ruft: „das ist eben nicht so und so!“. Ja, ich mein, er wird das etwas konkreter gesagt haben, aber es war auf jeden Fall so was in der Art. Aber eben etwas belehrendes. Etwas konträres. Und vor allem etwas aggressives aus einer Position der Unberührbarkeit, die keine direkte Antwort zugelassen hat. Ich hab das als ganz ungut wahrgenommen.

Dieses ganze Schild ist so daneben, schon weil das Wort „Lagerwiese“ im österreichischen Kontext bereits etwas bedrohliches hat. Mit dem dezidierten Bezug auf die Bevölkerung hoffe ich, dass hier regelmäßig TouristInnenzusammenkünfte aufgelöst werden.

Dabei hat der Florian Klenk grad erst wieder so menschlich über die Polizei berichtet, was gute Texte gewesen sind und gewissermaßen Hoffnung machen, weil schon eine Selbstreflektion durchscheint, zumindest in so Einzelkommentaren von Freiwilligen, die anonym bleiben wollen. Über die Verletzlichkeit und die Angst und den Mut und den Ekel und den Wunsch nach Anerkennung. Wo schon klar gesagt wird, wie viel Arbeit der Polizei eigentlich Sozialarbeit ist. Ich mein, die sehen das nicht unbedingt so, dass sie durch gute Sozialarbeit entlastet werden würden, das nicht. Aber dass es ein Problem ist. Aber die Polizei arbeitet halt mit Gewalt, das ist einfach ihr Ding, das ist ja auch gut so. Man muss halt schauen, was für Aufgaben können sich mit Gewalt lösen und welche sind vielleicht anders nachhaltiger zu bearbeiten. Und vielleicht müssen wir die Ordnung überdenken, die wir insgesamt, mit welchen Mitteln auch immer, schützen wollen. Aber ich hab mich schon in der Volksschule nicht getraut mitzusingen, wenn der Rest der Klasse gegrölt hat, ob das nicht die Polizei sei, ob da nicht ein Depp darunter sei. Im besten Fall würde ich sagen, ich hab mich halt schon als subversiv empfunden und Polizei auch damals nicht auf meiner Seite gesehen. Aber das ist ein schwieriges Argument für jemanden mit meinem ethno-sozio-gender-ökonomischen Hintergrund und ich hab mich einfach vor der Autorität gefürchtet, wollte sie einfach nicht provozieren, diese unberechenbare, nur schlecht verbeamteten Gewalt.

Im AkademikerInnenzentrum hat uns dann ein Herr einen Vortrag gehalten darüber, was wir alles falsch machen beim Bewerben. Er hat einen wirklich anstrengenden Lehrerschmäh gehabt, der zumindest den einen vorne links regelmäßig zum Lachen gebracht hat, also vielleicht halb so schlimm. Aber wenn man bedenkt, dass ich so zirka in der Mitte war, so altersbedingt (gesessen bin ich hinten links), dann ließe sich argumentieren, dass das ein unpassender Humor sei. Und es ist echt so, dass ich jetzt schon viel nachgedacht hab, zumindest ein Beispiel nennen zu können, aber es ist einfach nichts mehr davon da. Er hat gefragt, was unser wichtigstes Werkzeug wäre… nein, das war was anderes. Da wollte er „Lebenslauf“ hören. Aber es kann ja auch in einem anderen Moment was anderes mit der gleichen Frage gemeint sein. Er wollte sagen, dass wir nach einem guten Vorstellungsgespräch, bei dem wir aber abgelehnt worden sind, dass wir mal anrufen sollen und fragen wie s geht oder ich weiß nicht. Über den Inhalt hat er nicht geredet. Aber er hat, weil er s nicht einfach so sagen wollte, sein Telefon genommen und gefragt, was denn die primäre Funktion davon sei. Nämlich nicht das Wischen und das Spielen.

Na gut, ich weiß nicht, ich kann das offensichtlich nicht wiedergeben. Er hat das wie einen Witz ausschauen lassen.

Aber ja, das andere waren diese Fragen. Und das ist mir dann irgendwann aufgefallen und ab dann sehr stark aufgefallen, dass alle seine Fragen auf Ein-Wort-Antworten hinausgelaufen sind. Da hab ich mir auch gedacht, das ist eine Technik, die so tut, mit der man so tut, als würde man das Plenum mit einbeziehen. Aber man kriegt eh keine Antworten, weil die Antworten so banal und einsilbig sind und – da kann er noch so viel behaupten, dass wir keine Note dafür kriegen – es ist eine Art, Fragen zu stellen, die im echten Leben nicht vorkommt, solange wir die Schule aus dem echten Leben herausnehmen. Die sich jedenfalls in erster Linie als Kontrolle anfühlt, ob die Leute noch aufpassen. Und da kann er noch so viele Jahre Erfahrung in der Erwachsenenbildung nennen, das ist keine Erwachsenendidaktik.

Am Heimweg (ich weiß nicht, warum ich jetzt unter den Videos immer zentrierten Text hab, vielleicht hilft mir ein 300-stündiger Social Media Management Kurs, das in die Hand zu bekommen) hab ich mich gefragt, ob wohl jemand einen frischen Text für My Sharona geschrieben hat und hab dann zuhause nach Kein Corona gesucht. Ich mein, ich find s ok witzig. Witziger auf jeden Fall als die 600 y pico Views, die das Video seit Mai hatte.

Das Hauptproblem ist vielleicht, dass man eine Fortbildung für AkademikerInnen anbietet. Das kommt mir irgendwie paradox vor, dass man für die – mit Verlaub – spezialisiertesten ArbeitnehmerInnengruppe eine Auswahl von fünf Weiterbildungen anbietet. Dass es da einen Gedanken gibt, der sagt, Menschen, die zumindest sechzehn Jahre lang in Ausbildungseinrichtungen gewesen sind, die haben dadurch eine gemeinsame Basis, dass decken wir mit fünf Kursen ab, bei denen sie zertifiziert werden, was zu managen. Und das mit der Spezialisierung ist da rein quantitativ. Ich würde auch kein Curriculum für quer durch die Bank Lehrabgeschlossene erstellen müssen wollen, von dem alle was haben.

Dieses Video mit dem gleichen Gag hat immer noch mehr Views, aber wie das Bild schon zeigt, stammt das aus unschuldigeren Zeiten. Vielleicht ist es, dass die AutorInnen (ich mein, hier das Gendern durchzuziehen ist schon fast sarkastisch) weniger Zeitdruck gehabt haben, aber ich glaube, es ist verdient öfter gehört. Jetzt bräucht s noch eins, dass von einem Sonnenfinsternisunfall handelt, aber das wär ja eine feminine Corona.

Anyway. Es war letzten Endes ganz interessant und vor allem Am – das gebe ich vielleicht am widerwilligsten zu – hat mich einfach das um halb sieben aufstehen echt energetisiert. Aufstehen und quasi gleich echt aufstehen. Und duschen und aus dem Haus. Und dreißig Minuten später die morgendliche Donau kreuzen. Ich mein: will ich nicht jeden Tag haben. Aber so für zwischendurch und einmal spüren, wie das ist, mit einem Sinn in den Tag zu gehen – auch wenn s nicht meiner ist. Aber wenn ich schon in der Gegend bin, bin ich dann noch ein bisschen auf der Donauinsel auf und ab gefahren, das war schön, am Vormittag ist endlich alles so leer, wie ich mir das wünsche. Und dann über das Kraftwerk und wieder hoch. Da bin ich dann auf einen Espresso in ein so ein generisches Flussuferlokal gegangen. Das war vielleicht schön! Die Rattansessel und die bisschen gleichgültige elektronische Musik. Und ich sitz drin mit meinem elektrischen Buch und einem Kaffee der noch dazu ganz gut war. Mir kam vor, dass das wirklich die globale Eichnull ist, was so Caférestaurantsinnendesign betrifft und ich hab mich da auch ein bisschen drin verloren. Es hätte genausogut Indonesien oder Neuseeland sein können, Tahiti, Japan, Georgien: Rattanstühle und elektronische Musik. Und der Blick auf s Wasser. Und Jugendliche, die nicht wirklich hier sein wollen, aber es ist nun einmal ihr Job. Herrlich. Ich hab dann wirklich bei den Wiener Tauchschulen nachgeschaut, mal wieder, was die so anbieten, ob da nicht was war, da war doch was. Richtiggehend, wie gesagt, energetisiert, so ein mit Sinn und Ziel aufstehen. Aber es ginge auch ohne einen Typen, der mir erklärt, dass ich mitunter schneller in Sankt Pölten bin und überhaupt, Betreuungspflichten sind der einzige Grund, warum man nicht volle reinhackeln müsste. Ich denk dann lieber an Segelboote, Eistauchen und am Ufer im Schatten sitzen. Muss ja auch wer machen.

Solstice is…

Ich mein, selbst wenn man sich dafür auf den Weg machen wollte: Ist es halt der längste Regentag des Jahres, sagt ja niemand, dass man die Sonne sehen muss, an ihrem Feiertag. Denn auf der anderen Seite ist es schon so, dass sich heute als ein guter Feiertag anböte. So ein globales Fest, ein Wendepunkt vielleicht, von dem wir alle gleichermaßen betroffen sind. Und gleichermaßen heißt halt – nicht besonders intensiv, aber doch: Ab heute werden die Tage wieder kürzer.

Aber pass auf: Ich hab mir vor ein paar Jahren mal während der Arbeit, in einer kleinen Gehirnpause die Sonnenauf- und -untergangsdaten angeschaut und war relativ überrascht darüber, dass das so einfach nicht ist. Wenn ich jetzt mal sage, ich vertraue den Daten vom ZAMG, dann ist der Tag, an dem die Sonne am ehesten aufgeht schon wieder fast eine Woche her: am 14. Juni ist die Sonne um 4:53 aufgegangen. Und dann nochmal am 15., am 16. und am 17. Juni. Weil die ZAMG hat auch nur Minutendaten und das ist ok für mich, es lässt sich annehmen, die Sonne ist da irgendwo in der Mitte tatsächlich am frühesten aufgegangen. Seit dem haben wir schon wieder eine Minute länger schlafen gewonnen. Und heute geht sie in der Tat am spätesten unter, 20:59. Aber natürlich nicht nur heute sondern das geht jetzt noch zehn Tage so. Derweil geht die Sonne aber schon immer später auf und deshalb gibt es jetzt nur vier Tage, an denen wir den längsten Abstand zwischen Sonnenauf- und -untergang erleben. Interessanterweise waren der 17. und der 18. Juni aber ebenfalls bereits 16h05′ lang. Nur der 19. Juni, der hatte nur 16h04′ zwischen Sonnenrauf und -runter.

Ich weiß nicht wieso das so ist. Es hat wohl irgendwas mit Ellipsen zu tun. Also mit der Ellipse, in der sich die Erde um die Sonne dreht. Weil das ist nicht einmal das, was mir damals vor Jahren im „Auftrag“ des Ludwig Boltzmann Instituts für Ganz Grundsätzliche Nachforschung aufgefallen ist. Das hab ich jetzt so nebenher bemerkt, wie ich an meiner Grafik gebastelt hab, die das mich seinerzeit beeindruckende veranschaulichen sollte. Nämlich dass die Tage nicht gleichmäßig länger und kürzer werden.

Am längsten hab ich sicherlich gebraucht, um die Sommerzeit aus der Grafik rauszurechnen, schaut auch cool aus mit, wenn die Sonnenaufgangskurve Hörner bekommt. Aber lenkt eher ab von der eigentlichen Darstellung.

Ich mein, was man schon relativ auf Anhieb sieht, ist das eben das, dass der eheste Sonnenaufgang und der späteste Sonnenuntergang eben nicht wirklich gleichzeitig passieren. Und umgekehrt vielleicht sogar noch eher, weil der späteste Sonnenaufgang ziemlich genau um Neujahr herum ist, da ist die Kurve ganz hübsch an ihrem Zenit. Aber die Sonnenuntergangskurve geht schon wieder nach oben, noch bevor das Jahr um ist.

Und dann sieht man doch auch ein bisschen, dass die Sonne schneller wieder früher untergeht, als sie gebraucht hat um später unterzugehen. So liegen zwischen dem 30. Juni, an dem die Sonne das letzte Mal zu ihrer Topzeit von 20:59 untergeht und dem 9. Dezember, an dem die Sonne das erste Mal bereits um 16:00 untergeht nur 161 Tage, während zwischen dem 13. Dezember, an dem sie das letzte Mal um 16:00 untergeht und dem heutigen 20. Juni, an dem sie ja zum ersten Mal um 20:59 untergeht, ganze 189 Tage. Die Sonne braucht also vier Wochen länger, um den spätesten Sonnenuntergangstermin zu erreichen, als sie dann wieder zum frühesten Sonnenuntergang abbaut.

Nachdem sich das aber bei den Sonnenaufgängen in etwa spiegelbildlich beziehungsweise versetzt… reziprok? Also, da ist es halt umgekehrt und zwischen dem frühesten Sonnenaufgang zwischen 2.-7. Jänner und dem spätesten von 14. bis 18. Juni liegen 158 Tage nach vorwärts und 197 Tage nach rückwärts. Wobei diese Zahlen jetzt auch alle nur anhand des Jahres 2020 dargestellt sind, kann schon sein, dass sich das ein bisschen anders verhält, wenn man tatsächlich ins Jahr 2021 rüberwechselt und nicht einfach nur im Excelfile nach oben scrollt…

Insofern ist es vielleicht gar nicht so wichtig, heute die Sonnenwende zu feiern, weil so wirklich scheint das mehr so die allgemeine Kalendergegend zu sein, in der wir uns gerade befinden, die den Scheitelpunkt unserer Sonnenumkreisung beschreibt. Hat eine Ellipse einen Scheitelpunkt? Oder halt: zwei Scheitelpunkte? Und überhaupt ist ja alles Zufall, weil ich jetzt das mit der ganzen Sonnenwende wirklich nur zufällig herausgefunden hab, während ich nachgeschaut hab, wie spät s grad in Melbourne ist. Und ja, sorry V., ich bin davon ausgegangen, dass Samstagabend, zehn Uhr unpassend für ein bisschen legeres Plaudern gewesen wäre. Weil ich annehme, dass du out and about bist. Oder, weil ich mich dran erinnere, dass im Juni bei euch wohl ähnlich grauslich wie bei uns heroben ist, nur halt nochmal minus zehn Grad, dass du dich irgendwo in Decken gewickelt von Fernsehen und Elektroofen wechselseitig bestrahlen lässt.

Was ich aber eigentlich noch sagen wollte. Ich hab heute in der Früh schon was gelernt, was mich hat aufspringen und dementsprechend -stehen lassen, weil ich s so aufregend fand. Und ja, das ist jetzt vielleicht ein bisschen dick aufgetragen und vielleicht hab ich einfach einen leichten Anreiz genommen, um beizeiten aus dem Bett zu kommen. Oder ich hab mich ein bisschen von der bisserl zu energetischen Diana mitreißen lassen. Auf jeden Fall war ich einen Moment lang wild auf der Suche nach einem Stück Stift beziehungsweise Papier um festzuhalten: Die Wendekreise des Krebses beziehungsweise des Steinbocks… also, der südliche und der nördliche Wendekreis respektive liegen auf jeweils 23°26′ und noch bisschen. Und innerhalb dieser beiden gibt s zweimal jährlich einen Tag, an dem die Sonne direkt drüber steht und s deshalb keinen Schatten gibt. Also: einen Tag, an dem s eine Uhrzeit gibt, an dem die Sonne direkt im Zenit… hmmm. Scheint, als ob die Sonne einen Zenit hätte und die… ich mein, das muss eigentlich falsch sein, weil das wirkt wie eine Beschreibung aus einem geozentrischen Weltbild…

Anyway, das ja wirklich nur nebenbei und quasi Inhalt des Videos. Ich hab mich mit Spannendfinden ja wirklich auf ein Detail beschränkt, das wahrscheinlich eh total logisch ist. Aber ich bin ganz offenbar mit der Physik zwar befreundet, aber ich weiß nicht so wirklich, was in ihr vorgeht. Demensprechend überrascht und wie gesagt hingerissen bin ich dann davon zu erfahren, dass nämlich das der Winkel ist, in dem die Erde zur Sonne steht: 23°26′ und bisschen was. Und das find ich aufregend, aus irgendeinem Grund. Und ja, was die Diana dann auch sagt und was eh auch klar ist, dass das ja nicht zufällig sondern dass die so definiert sind. Aber es hilft mir, glaub ich, zu verstehen, erstens wozu diese Breitengrade… also, wie die sich zu einer Wirklichkeit verhalten. Unserer Wirklichkeit verhalten. Und zweitens wie das dann mir hilft, ein Bild davon zu haben, wie die Erde im Weltraum herumfliegt und wie sie sich dort zu anderen Objekten verhält. Und da hege ich die sanfte Sehnsucht, wäre dieses Bild ein wenig schärfer, würde ich vielleicht auch besser verstehen und oder erklären können, warum die Sonne so komisch auf- und untergeht.

Quiet, quiet…

Ab und zu kommt jemand daher und prägt eine Phrase oder ein Wort und so kommt mir jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn mir dann die Lautfolge ins Ohr fährt, kommt mir dies ganze Szenerie in den Sinn. Das kommt nicht oft vor. Ich mein, Leute, die mit mir Zeit verbringen haben wahrscheinlich mich schon einmal feststellen gehört, dass „es da einen Sketch gäbe“, aber das ist meistens nur eine Assoziation, die durch ein Thema, einen Sachverhalt geweckt wird. Aber so wirklich eindringlich ist das einem Buben aus dem West Los Angeles Children’s Choir gelungen, der hier zirka bei Sekunde 78 sein Solo hat. Ich mein, das ganze Set-Up ist großartig und liebenswert, dass sich so viele Leute, so ernsthaft einer derartigen Spielerei hingeben, das gehört für mich zum Bewundernswertesten, was das Internet so zu bieten hat.

An die Björk denḱ ich dann eher schon bewusst, das ist mehr Wissen, als dass es in meinem Kopf so wirklich als ein greifbares Packerl bestehen würde, das jedes Mal aus der Quiet-Schublade fällt, wenn ich sie aufmache.