Autor: Friedrich Teutsch
Zf1G (14) – Santa Maria, PT
to the Americans who made me read these aloud and kindly snipped their fingers in response
Taking a break between dives
Waiting for the body to release the nitrogen
Regaining some warmth left in the deep blue.The boat rocking slowly on top
Waiting for the body to release my breakfast
With my pale face turned into a deep white.Just a seagull’s fleeting shadow
Waiting for the body to release its inflammatory response
Another layer of skin lost to the deep red.
Zf1G (13)
Ribiera Beach! The open sun
Pineapple drinks (without the fun).
The sand was black, the sea reflected
A shade of red was soon detected.
And still too soon I left to run.Ribiera Beach! All shadows quelled
Still Magical!, it was upheld.
Betwixt my blisters – lucky chance
That even with my dropped pants:
No sizzled skin from knees to belt!Ribiera Beach! Catching a wave
But Factor Fifty was naïve.
My shoulders, feet, a tad red-faced
A burn was caught while tan was chased.
Who could have thought this to be safe?Coda:
Ribiera Beach! Still in my socks:
Each grain of sand for me unlocks
Memories of sitting there together,
High-up horses, woes of weather.
A perfect fit – like Tetris blocks.
Bastille Day
Es geht so schnell, dass ich dann zum Schreiben aufgelegt bin. Ich muss nur in einem überhitzten Hotelzimmer liegen, den Blick auf generisch gestaltete Wände und schon habe ich das Gefühl, etwas zu erzählen zu haben. Oder zumindest nichts besseres zu tun als mir virtuelle Ansprache zu schaffen.
Das Leben ist schwer, stelle ich fest, als ich mich im Spiegel sehe. Die Unzufriedenheit hat sich an mir festgesetzt und zeigt sich. Die Unzufriedenheit ist halt doch ein Gesundheitsfaktor und wenn man sich nicht so genau festlegen möchte, wer man ist, dann bleibt vielleicht auch der Körper nur ungefähr in der Form. Warum, habe ich mich im Flugzeug gefragt und im Bus erinnert, warum stütze ich mich so gerne mit dem Bein an etwas gegenüber ab, im Sitzen. Um mich gerade zu halten, nämlich. Ist es, dass mein Core doch nicht so fit ist, wie ich mich über die Schwäche meiner Schulter- und Oberarmmuskulatur hinwegtröste? Dass ich kaum eine Stunde aufrecht sitzen kann?
(Es bleibt rhetorisch.)
Mah! Reisen. Man könnte sagen, es sei mir abgegangen. Das Warten und das Dem-Warten-Gegenüber-Gleichültigkeit-Zeigen, denn ich habe Zeit, ich habe nichts vor. Aber auch das Neugierig-Sein und das Die-Welt-Hereinlassen. Ich denk mir dann: das entspricht mir gut, da fühl ich mich wohl damit, dass ich nicht wissen muss, wie s geht. Dass ich mich mit einem gewissen Enthusiasmus ans Herausfinden mache. Ich komm dann so schnell ins Plaudern, ins Mir-Erzählen-Lassen. Es ist fast seltsam, wie ich aus der Situation heraus plötzlich einfach nur sein kann und wissen wollen darf.

Ach ja, auch das ist schwierig. Dass ich mir dann einen neuen Rucksack kaufe, den ich, bei näherer Betrachtung, nicht gebraucht hätte, weil da liegt auch einer mit 40l herum, oben, hinten, hinter den anderen Rucksäcken. Ich hab zu viele Rucksäcke. Wenn ich nicht Schuhe auch gekauft hätte, hätte ich jetzt mehr Rucksäcke als Schuhe. Na gut: als Paar Schuhe. Und vielleicht ist es das einfachste, nicht darüber nachzudenken, dass es problematisch erst dadurch wird, dass ich mir denke, ich sollte vielleicht anders oder ich stopf mir die Wohnung voll mit Dingen, denen ich eine Bedeutung zuschreibe, über ihren Nutzen hinaus. Aber vielleicht bin ich wirklich auch unterbeschäftigt, was ich dann in erster Linie schade fände, dass ich mich nicht zu beschäftigen…
Die Arbeit bis zehn Minuten vor dem Aufbruch grad noch so sagen-wir-mal-erledigt und dann raus bei der Tür. Ich hab einen kleinen Obstsalat im Kühlschrank stehen lassen, aber sonst lief alles prima. Gut die Schnellbahn erwischt, schon am Flughafen mit der Business-Class-Wegweiserin getratscht. Dann meinen Rucksack umgepackt, weil ich festgestellt habe, dass mein Gepäck durchgecheckt wird. Also: ich krieg s in Genf nicht raus. Zahnbürste und some Unterwäsche aus dem Rucksack gefischt und in meinen Hippiebeutel getan. Ist kein Hippiebeutel, ist mehr ein Bobosack. Aber da steckt jetzt alles drin, vom Notebook bis zur… naja. Bis zum E-Book. Es ist jetzt nicht so viel, zugegeben. Aber wenn ich was gesucht hab, hab ich s nicht gefunden, so viel dann doch.
Na und dann lag ich in der Hitze auf dem Bett mit seiner Polyesterdecke. Es ist schon lustig, wie man dann doch spürt, wenn man beim Hotel spart. Ich mein, ja. Das ist schon wild. Und immer noch 40 Euro. Mit Klo am Gang irgendwo und keinen Handtüchern. Aber zum Glück ist es so heiß, dass ich kaum zurück in meinem Zimmer angekommen bin, dass ich auch schon wieder getrocknet und wieder verschwitzt war.

Look, warum ich dann nicht runtergegangen bin und mir ein Handtuch an der Rezeption bestellt hab, das kann ich jetzt auch nicht genau sagen. Ich nehm an, es hat was damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, Geld zu sparen, wenn ich nicht vier Euro für eine Handtuchmiete ausgebe. Aber zwischendurch einen neuen Rucksack kaufen.
Nein, das spannende ist ja mehr die Motivation. So wie das hier. Dass ich kaum aus dem Haus bin, kaum meine Verpflichtungen hinter mir gelassen habe und schon so sehr das Bedürfnis habe, zu schreiben. Ja, weil: das Bedürfnis. Sofort habe ich das Gefühl, dass hier etwas beginnt, über das ich nachdenken muss, Begegnungen, die wichtig sind. Die – auch – mir gehören. Und das ist irgendwie anders, wenn ich daheim bin. Daheim ist ein Tag der andere, die Zeit vergeht, aber ich habe eigentlich keine Maßstäbe. Zuletzt habe ich angefangen zu bereuen, dass ich keine Karriere habe. Bisher war s immer die Partnerschaft, dann einmal die Familie, die ich nicht habe, nach der ich mich gesehnt habe. Und jetzt beginnt das Gefühl, dass ich zumindest Karriere hätte machen können in den letzten 10 Jahren. Dabei ist das interessant, weil ich ja eher unzufrieden bin damit, wie mich die Arbeit auf manchen Ebenen überfordert, auf anderen unterfordert.
Und ja, es war dann Bastille Tag. Und ich hab mir noch gedacht, was für viel los hier in dem kleinen Städtchen gegenüber vom Genfer Flughafen, zu dem man trotzdem eine halbe Stunde braucht. So viele Leute unterwegs und fröhliches Zusammenkommen. An einem Donnerstag. Nicht schlecht. Turns out: Jour de la bastille. Irgendwie erwischt einen dann doch oft irgendwoher der Zufall bei sowas!
Aber es ging ja doch an mir vorbei. Außer dass ein bisschen Feuerwerk, aber ich saß im Zimmer mit Blick auf den Flughafen und das Feuerwerk war auf der anderen Seite, in Frankreich, und für mich unsichtbar. Aber ich war kurz ein Essen essen, beim lokalen Thai-Laden. War ok, aber ich war auch einfach froh um was zu essen. Mit einer Selbstverständlichkeit habe ich mir meine crevettes bestellt, als sie mich nach meinem Proteinwunsch gefragt hat. Dabei war ich eh geschmeichelt, dass sie mich auf Französisch zuerst gefragt hat, ob ich denn vorbestellt hätte, vielleicht war s das. Weil im Flugzeug wiederum hab ich mich noch… naja, hat mich die eine Flugbegleiterin so eindeutig als Österreicher begrüßt. Natürlich kann das ein Zufall gewesen sein, weil sie einfach durch ihre Hellos, Good Afternoons und Griasdis rotiert und man kriegt halt, was grad kommt. Aber ich war trotzdem persönlich betroffen durch diese Identifikation.

Aber so ist das. Das Leben ist schwer und die Hälfte der Zeit erkenn ich mich als wer, der ich ungern bin. Jetzt: lieber anerkennen, was man vermeindlicherweise ist? Oder den Widerspruch steigern um das, was man sein möchte.
Zf1G (12)
Die Berge sind der Sonne näher
Da braucht es keinen Helleseher
Dass ein Gedicht zum Hautverbrennen
Ein weiteres, darf ich bekennen.
Am Wanderweg brav Sonnencreme
Und doch im Tal bin ich bequem
„Dein Kopf schaut schon aus wie dein Schört,“
Hab ich mir bald drauf angehört.
So schmiert ich statt der Prävention
Dann meine After-Sun-Lotion
Und siehe da: auch sie verhindert
Dass ich komplett entstellt, behindert
Am nächsten Tag beim Paragleiten
Segle durch der Lüfte Weiten.
Jedoch die Disziplin ist hin
Und auch beim Abstieg Richtung Wien
Gibt s Faktor fünfzig nur ganz dünn.
Im Schatten noch der Hohen Wand
Hol ich mir einen Sonnenbrand
Rot schimmert meine Haut, die zarte.
*Warte
Zf1G (11)
Stadtwanderwegen mich verschrieben
Ging ich sonntags Nummer sieben:
Des Weizens warmen Brauntons statt,
Ist mir das Rot, das Mohn sonst hat,
Auf Hals und Schultern mir geblieben.
Knoblauch
Ich bin auf der Suche nach Knoblauch. Es ist ein bisschen einfach, dass die Wochen grad zu kurz sind, also, die freien Wochen, in denen Zeit ist. Und außerdem ist der Frühling da, der Garten ruft nach Tatkraft und die Sonne spotlightet in die angeramschte Wohnung. Und zwischendurch hab ich mal… wie war die Reihenfolge? Ich glaub, ich hab der Pailin zugeschaut, wie sie Wasserspinat macht. Oder hab ich Wasserspinat gekauft und dann… ja, ich glaub, es war so rum. Ich hab im Geschäft einen Wasserspinat gekauft. Und ich mein, das ist nicht unlustig eigentlich, wenn man bedenkt, was ich heute für eine Tour für den Knoblauch gemacht hab, weil der aus Spanien war und ich hab einfach mal einen Wasserspinat gekauft, der wahrscheinlich aus Thailand gekommen ist. Oder halt aus der Gegend. Aber dazu komm ich ja grad noch.
Der Wasserspinat (Ipomoea aquatica) kommt in einer sehr langen Packung, also, er ist selbst auch sehr lang, was mich ein bisschen unter Druck gesetzt hat, weil sich mein Kühlschrank nicht eignet, um dort langes Gemüse aufzubewahren. Meine Stangensellerie steht üblicherweise im Flaschenregal, bis er nach drei, vier Tagen die Spannkraft verliert und sich auch in der Gemüselade einrollen lässt. Aber deswegen war ich quasi ein bisschen unter Zeitdruck, dass ich meinen Wasserspinat verwende. Mehr weil ich jedes Kühlschranköffnen mit einer Unordnung konfrontiert war, als dass es tatsächlich gestört hat, dass da quer durch ein Wasserspinat gesteckt hat. Und deshalb bin ich zur Pailin, die ist letztes Jahr meine Go-To-Köchin gewesen, wenn s um Thailändisches Essen gegangen ist. Aber ganz ehrlich, ich bin nicht sicher, ob ich letztes Jahr was von ihr gekocht hab. Ich hab auf jeden Fall ihre Reiskochvideos angeschaut und sie war sicherlich die Inspiration, mir letztes Jahr einen neuen Reiskocher zuzulegen. Aber jetzt hab ich mir gedacht, gute Gelegenheit, schau ich mal, ob sie was hat.
Ich hab dann noch zwei drei andere Videos geschaut, aber im Großen und Ganzen ist das Rezept bei allen das gleiche. Die Stücke, in die das Zeug geschnitten wird, sind die gleichen, Oystersauce, Sojasauce und thailändische fermentierte Sojabohnen die ich mit Miso und einem Schuss Essig kompensiere, bisschen Zucker, weißer Pfeffer. Deswegen bin ich dann nochmal ins Geschäft gegangen, weil ich jetzt dringend eine Austernsauce gebraucht hab. Kleine Flasche. Und dann kommt noch grob zerstoßen zwei Chilis und eine Handvoll Knoblauchzehen. Und wenn das beisammen ist, ist das ganze in weniger als fünf Minuten fertig. Und mehr denn je merkt man dabei auch, dass hier vorher alles beisammen sein muss, weil beim Kochen keine Zeit mehr für Rühren, Schneiden oder Stampfen ist. Und es ist so gut, dass es fast nicht wahr ist. Ich hab das in den paar Wochen Thailand nie gegessen, ich glaub, ich hab mich einfach an dem Namen Morning Glory ein bisschen gestört. Mit einem strengen Blick auf den Pubertierenden in mir, der ob der darin erspähten Metapher für eine frühmorgendliche Erektion gekichert hat, hab ich mir das ganze Gericht verboten. Ja, bisschen netterer Umgang mit mir selbst, aber ehrlich gesagt, es gibt auf thailändischen Speisekarten auch so genug Alternativen.
Aber ja. Extrem gut. Und ich hab s dann mal mit Pak Choi gemacht und jetzt hab ich aber schon wieder Morning Glory auch gekauft, weil s ein bisschen aufregender ist, die hohlen Stämmchen zu zerbeißen, das knackt einfach besser. Und ganz großartig ist der Knoblauch. Deswegen bin ich von drei Zehen zuletzt auf fünf rauf. Weil die werden ein bisschen angebraten, kaum, dass sie golden werden. Also, sie werden so grob zerstampft, dass da ein paar kleinere Teilchen rumschwimmen und nach denen muss ich mich richten, deswegen bleiben die großen Stücke fast ungebräunt. Und aber doch gut gewärmt, werden sie halt so süß, es ist wirklich eine Freude. (Wirklich.)
Hab ich also zuletzt meinen Knoblauch aufgebraucht und aber noch ein Bündel Wasserspinat im Kühlschrank. Was bleibt mir also anderes übrig, als einen Knoblauch kaufen zu gehen. Ich hab eh auch ein paar andere Besorgungen zu machen gehabt, aber diese Wasserspinatbegeisterung hat mich in anderen Bereichen etwas zurückgehalten und eigentlich muss ich mich um diese Süßkartoffel kümmern, die wartet nicht mehr lang. Ebensowenig die Handvoll Kohlsprossen, die sind ja quasi noch ein Relikt des Winters. Weil aber mein Telefon batteriemäßig am Ende war, hab ich s mal daheim gelassen, es ist ja wirklich nicht so ein Ding. Ich sag das auch nur, weil mir dann heute ständig Dinge ins Aug gestochen sind, die ich so gerne festgehalten hätte und über die ich mich jetzt ganz allein habe freuen müssen. Wie zum Beispiel dass im Spar die heutigen Heutezeitschriften verkehrt herum im… Zeitungsbehälter gelegen sind.

Aber ich bin ja erst im Billa. Im Billa gab s groß angeschrieben österreichischen Knoblauch. Und wenn ich das nicht gelesen hätte, vielleicht wäre ich einfach davon ausgegangen, dass es grad keinen österreichischen Knoblauch gibt, weil wer kennt sich schon aus mit den Jahreszeiten und dem passenden Gemüse. Aber der Knoblauch in der österreichsicher-Knoblauch-Lade war aus Spanien. Und da hab ich mir gedacht, das muss nicht sein, wenn s es einen österreichischen Knoblauch gibt, dann hätte ich gern einen österreichischen Knoblauch. Hab ich einen Feta gekauft und einen Saft, bin für den Herren vor mir an der Kassa kurz die Wassermelone abwiegen gelaufen (weil er jemand war, der wusste, dass ein freundliches Lächeln auch von hinter einer Maske eine Wirkung zeigt – ich sag mal, wenig überraschend, dass er mit seiner wohl-vierjährigen Tochter nicht auf deutsch geredet hat) und bin ohne Knoblauch von dannen. Weil, hab ich mir gedacht, ich probier s da am Markt von dem mir der M., seineszeichens Nachbar, erzählt hat. Es war nicht wirklich eine peinliche Situation in der ich ihm vermittelt hab, dass ich nicht wirklich ein Marktgeher bin. Vielleicht hab ich ihm das auch nicht vermittelt, aber wir haben so ein bisschen um das herum eine Szene gespielt und dann hab ich mich gefragt, ob ich denn wirklich nicht wirklich ein Marktgeher bin. Auf dem Weg zum Markt war ich kurz beim Spar, weil ich mir gedacht hab, der Markt ist schon noch einmal ein Stück, ich schau jetzt da kurz rein. Stellt sich heraus, der gleiche spanische Knoblauch. Ich sagt „der gleiche“ weil er wirklich genauso ausgeschaut hat von der weißen, unversehrten Schale her und wie er abgeschnitten und geputzt war. Darüber hinaus gab s noch einen österreichischen Bioknoblauch von wie damals oder ähnlich dämlich. Aber erstens find ich das eben schon blöd, nostalgischen Knoblauch zu verkaufen – ich bin mir jetzt nicht einmal mehr sicher, ob er sich überhaupt bio genannt hat oder mit seiner Papiersackerl-und-Foto-von-zerfurchtem-Gesicht-eines-alten-Mannes-Ästhetik mir das nicht nur reinimpliziert hat. Und zweitens hat er das doppelte gekostet und das bin ich nicht bereit zu zahlen. Nicht dem Spar und seiner Furchästhetik für Leute, die das Einkaufen nutzen um sich in eine Zeit zurückzusehnen, in der Ehefrauen nicht ohne Genehmigung des Gatten arbeiten durften (1975).
Am Weg raus aus dem Spar hab ich ein Geld abgehoben, weil ich hab schon echt lange kein Geld mehr einstecken und ich dachte mir, ich brauch sicher ein Geld am Markt. Dabei hab ich mich über die Präsentation besagter Heuteausgabe amüsiert.
Die paar Meter zum Markt hab ich festgestellt, dass das Küchengerätegeschäft, dass da an der Ecke gewesen ist, jetzt ein Geschäft für so ziemlich alles ist, unter anderem ein paar Restbestände von Küchengeräten. Aber sonst ein bisschen Charityshopcharme, was ich ganz gut find. Ich hab mich aber nicht mehr informiert, ob das nur so ausschaut oder ob ich meine Ausmistergebnisse in Zukunft nur über die Straße bringen muss.
Am Markt war dann zu viel los. Ich weiß, es ist immer noch ungewohnt und eine Schlange von sieben Leuten ist nicht so viel, aber wenn die Leute brav Abstand halten, dann schaut das immer gleich nach halber Stunde aus. Und die Leute halten brav Abstand, weil wer am Wochenmarkt für Gemüse aus Kastenwägen einkaufen geht, das sind alte Leute (Ansteckungsgefahr) und Hipster (moralische Überlegenheit). Hab ich mich also auch kurz angestellt, so langsam in die Schnittmenge dieser beiden Gruppen vordringend, dass ich da nicht seltsam auffalle. Aber ich hab mir dann gedacht, dass ich mich jetzt nicht hier anstelle für meine zwei Knoblauch, die ich gerne hätte, sei s eine halbe Stunde oder zehn Minuten. Jetzt vom Zeh-o-zwei her ist es fraglich, ob nicht so ein LKW doch effizienter transportiert als ein umgerüsteter VW Bus, dass zwischen Spanien und der Slowakei jetzt auch nicht viel Unterschied wäre. Weil wenn s nicht um s Prinzip geht ist diese ganze Sache viel komplizierter…
Anyway. Bin ich zum Maran gegangen. Weil da war ich jetzt ein paar Mal ob Tempeh. Ja, ich hab mich erinnert, dass das gut war in Indonesien. Und die Pailin hat in irgendeinem Video mal gesagt, any kind of protein oder war s wer anderer. Aber anstatt dass diese KöchInnen sagen: meat, beef, chicken, tofu… sagen sie halt nur protein. Quasi: da geht s ums Prinzip und ein Essen, das verschiedene Inhalte haben muss. Und ich sag das letztens zur R., dass mir hier oder da das protein fehlt. Und sie sagt, probierst es halt, Tempeh. Und seit dem koste ich mich durch das Tempehregal beim Maran.
Auf dem Weg zum Maran hab ich mich ein bisschen verlaufen, was echt seltsam ist, weil ich ja hier wohn und so schwierig ist es auch wieder nicht. Aber ich hab irgendwie die Reihenfolge der Straßen vergessen und vielleicht war ich auch abgelenkt von dem Polizisten, der da irgendwie die eine Straßenkreuzung bewacht hat, also, weil Schule aus war und vielleicht ist das ein Ding, aber muss der umhimmelswillen bewaffnet sein? Nämlich auch, weil er sich unbewusst halt an die Pistole greift, während er rüber zu den aus der Schule kommenden Kindern schaut. Und ich sag nicht einmal, dass das in Verbindung zu einander stand, er hat halt einfach geschaut und anstatt in der Nase zu bohren, weil das die Uniform vielleicht beschädigen würde, hat er halt sich halt an der Puffn gekratzt. Das hat mir ein bisschen zu denken gegeben, wie selbstverständlich Kinder da auch eine bewaffnete Polizei erleben lernen, dass es sie gar nicht wundert dann, wenn sie dann später zum Reflektieren anfangen, ob diese Gesellschaft so ist, wie sie sein soll. Oder wenn am Park jetzt Schilder hängen, wo der Sicherheitsdienst für sich Werbung macht, der den Spielplatz bewacht, beschützt, verteidigt. Ist das notwendig, denk ich mir dort. Aber es ist rhetorisch, weil ich glaub nicht, dass s es ist.

Und da war dann noch ein Schild, das jemand an seinen Hauseingang geheftet hat, das gebeten hat „Bitte nicht mit Hundekot verschmutzen“ und da hab ich auch nochmal zum Reflektieren angefangen, weil eine Gesellschaft, in der man darum bitten muss, etwas nicht mit Hundekot zu verschmutzen, ich glaub, da läuft schon was schief, das kann man mir nicht erzählen, dass das normal sein muss, dass sich jemand verbal absichern muss dagegen, dass man nicht mit Hundekot verschmutzt wird. Wo könnte man drehen, damit wir für alle eine Lebensform haben, in der man zumindest einmal davon ausgehen kann, dass einem das Zuhause nicht mit Hundekot verschmutzt wird, wenn man nicht ausdrücklich darum bittet, das zu unterlassen…
Ich hab dann noch zum Maran gefunden und dort gab s auch nur spanischen Knoblauch. Aber der hat auch nur so viel gekostet wie beim Spar und beim Billa, also hab ich mir gedacht, das passt jetzt, ich kauf jetzt da diesen veganen Maranknoblauch und dann kann ich den Deckel irgendwie auf diese Geschichte auch zumachen. Ich brauch heute eh keinen Knoblauch, weil ich den bis dato unerwähnten Broccoli einmal der Zubereitung zuführen werde. Der ist zwar nach der Süßkartoffel in den Kühlschrank eingezogen, aber was mach ich mit der einen Süßkartoffel… Und weil der Maran so leer war, hab ich mich mal umgeschaut. Weil sonst ist mir das oft ein bisschen unsympathisch, die moralische Überlegenheit der VeganshopperInnen. Entschuldigung: ihre von mir auf sie projizierte moralische Überlegenheit. Ja, so ehrlich kann ich da schon sein. Und nicht alles schwarz und weiß, aber da ist auf jeden Fall Platz für grau. (Auch lustig: R. ist gebeten worden, Fotos von sich zu machen, vor einem Hintergrund, der weder schwarz noch weiß sei. Sie hat sich dann vor einem grauen Hintergrund fotografiert, aber ist sich durchaus bewusst, dass sie sich damit in einer… also in einer gewissen Zone bewegt.)
Na und dann bin ich wieder zuhause angekommen und hab mir gedacht, das war ein richtiger Ausflug irgendwie. Zwischendurch hab ich noch ein Graffiti oder zwei gesehen, die mir unfotografiert gut gefallen haben und ich hab gelacht, als ich meinen Postler gegrüßt hab. Weil ich hab letztens einmal gesagt, dass ich so wenig Leute treff, dass der Postler eigentlich der ist, mit dem ich am meisten Worte wechsel. Was nicht ganz stimmt. Aber seit ich das festgestellt hab, hab ich ihn jetzt dreimal in einer Woche getroffen. Also außerhalb. I guess, das ist einfach Vormittagsspaziergänge, da arbeitet er halt in meiner Gegend. Und wir grüßen uns und es ist ein bisschen komisch, aber auch ganz nett. Einer von den wenigen Leuten, die mich im Bademantel kennen und ich weiß nicht einmal wie er heißt.
Cup of Water
Hier ein Kommentar, in dem ich wirklich nur was rauslassen, was festhalten möchte. Das eine produktive, das ich in dem ganzen Quarantäne-, Homeoffice-, Lockdown-Dings gemacht hab… na gut. Eines von der Handvoll produktiven Sachen, die ich zustandegebracht hab, war, die erste Strophe vom Hitchhiker’s Guide zu übersetzen. Vom Original Radio-Drama. „Hörspiel“ sagt man da auf Deutsch. Weil es gibt sogar eine deutsche Version davon, aber die ist in meinen Augen nicht zufriedenstellend. Natürlich kommt man beim Übersetzen schnell einmal drauf, dass das ein Problem mit dem Übersetzen an sich ist. Weil was hier witzig ist, ist da nicht witzig und das betrifft den Sprachwitz, aber auch den kulturellen Kontext. Und in Wirklichkeit ist das ein bisschen der Punkt, an den ich gekommen bin und jetzt bin ich so ein bisschen mittendrin, dass ich die erste Strophe zwar fertig übersetzt hab, aber ich glaub, dass ich am Anfang noch eine andere Vorstellung davon gehabt habe, wer der Arthur Dent auf Deutsch sein könnte, als ich s am Ende gedacht hab. Und als ich vor ein paar Tagen versucht habe, mir das Dokument herzunehmen, hab ich festgestellt, dass das Programm, das ich mir für s Scriptschreiben installiert habe, dass das nicht mehr läuft nach meinem letzten Update und überhaupt ist die letzte Version davon von 2012 und es wirkt so, als ob ich eine sehr lange Pause gemacht hätte. Im Wesentlichen kann ich nicht mal mehr mein Dokument öffnen. Auch wenn s alles Text ist, also der ist schon noch da, es ist nur eine Frage der Formatierung. Da hab ich gestern Nacht dann verschiedene LaTeX Programme ausprobiert, weil s da auch Scriptschreibepakete gibt, wie ich mir s erwartet hab. Aber da müsste ich mich auch ein bisschen länger hinsetzen, hab ich schnell gemerkt und mich nicht hingesetzt.
Dazu kommt noch, dass ich Rule of Three viel hör, wo britisches Comedypersonal über ihre Arbeit spricht und jeweils something funny that they love mitbringt. “By taking it apart maybe we’ll learn something about how comedy works. Or we’ll just quote bits from it and giggle till we’re finished. Both approaches are valid.” Ich hör s ur gern und ich bin oft einmal mehr an der Arbeit von den Leuten interessiert, was die als ProduzentInnen, SchreiberInnen, Stand-Up-Comediens so machen und wie sie das beschreiben. Wie gesagt, ich üb mich ja an der Sache selbst, wenn auch ein bisschen im Trockentraining. Ich lern aber natürlich auch neue Sachen kennen und alte anders einschätzen. Und es ist einfach super, ihnen dabei zuzuhören, wie witzig sie manche Sachen finden, der eine von den beiden macht oft so dieses Durch-die-Nase-Lach-Geräusch eines halb unterdrückten Lachens, das ist besonders schön. Auf jeden Fall reden die auch immer wieder über Hitchhiker’s Guide, weil halt schon bahnbrechend. Was für mich ein bisschen beruhigend ist, weil ich s so großartig gemacht finde und sie selbst aber dann sagen, für damals sehr innovativ. So hat halt britische Radio-Unterhaltung vor bald einmal vierzig Jahren gesehen, wie man aufregendes Hörspiel machen kann…
Was ich sagen wollte: da haben sie darüber geredet, dass der folgende Schmäh dem klassischen Format folgt und dementsprechend unaufregend ist. So antwortet Arthur auf Fords Frage, wie es ihm ginge:
“Like a military academy, bits of me keep passing out.”
Ich hab den nie verstanden, ich versteh in auch jetzt nicht. Im Buch wird der übersetzt mit:
„Wie eine Bridgerunde, verschiedene Teile von mir passen einfach.”
Was ich gewissermaßen ok finde. Da hat sich der Benjamin Schwarz auf jeden Fall was britisches (Bridge) hergenommen, um diesen eh schwachen Vergleich zu übersetzen. Ist immer noch nicht witzig in dem Sinn, aber das ist ja das Original – glaube ich mich nach der betreffenden Rule of Three Episode bestätigt zu fühlen – auch nicht.
Dann aber der folgende Dialog:
“[Y]ou’d better be prepared for the jump into hyperspace. It’s unpleasantly like being drunk.”
“What’s so unpleasant about being drunk?”
“You ask a glass of water.”
Arthur thought about this.
Das ist nicht schlecht. Einfach ein bisschen ein Wortspiel und aktiv/passiv und boom! Außerdem, weil ich s grad vorher nachgeschaut hab: Was wie ein Vergleich ausschaut ist dann doch eine Metapher, was rhetorisch schon aufregender ist. Und jetzt kommt s: Ich hab diesen Dialog jetzt zum ersten Mal verstanden, nachdem ich das in Rule of Three diskutiert gehört hab. Weil ich hab zuerst die deutsche Übersetzung gelesen, seinerzeit und – spoiler alert – es ist eine schlechte Lösung, die sich trotzdem immer über meine Lektüre des englischen Texts gelegt hat und ich den Witz auch beim x-ten Mal nicht anders verstanden hab, dass ich mich sogar in diesem meinen eigenen Übersetzungsversuch am deutschen Roman orientiert hab:
„[D]u stellst dich jetzt besser auf den Aufstieg in den Hyperraum ein. Das ist so unangenehm wie betrunken zu sein.“
„Was ist denn so unangenehm daran, betrunken zu sein?”
„Man sehnt sich nach einem Glas Wasser.”
Darüber dachte Arthur nach.
Abgesehen von Aufstieg in den Hyperraum. Aber an diesem Punkt stelle ich mir dann die Frage: zahlt sich das aus zu übersetzen? Soll man das durch einen ganz anderen Witz ersetzen, der… weil der Witz einfach nicht funktioniert und nicht funktionieren kann, weil das Deutsche in so einem Satz nicht so viel Ambivalenz zulässt, dass man das naheliegende Verständnis so elegant umschmeißen kann. Es interessiert mich natürlich der Gedankengang vom Übersetzer, ob sich der dann einfach denkt, das geht sich nicht aus und ich werde hier nach Seiten bezahlt, als tu ich als hätte ich da im Original ein for gelesen und dann ist der Witz halt nicht besonders lustig, aber wie wir gesehen haben, trifft der Douglas auch nicht mit jedem ins Schwarze. Und es hat mich ja auch die deutsche Version gefesselt und vielleicht war das für mich einfach ein notwendiger Schritt, ohne den ich s nicht zum Original geschafft hätte.
AMS. oder: Die unheimliche Unberechenbarkeit der Beamtenschaft
Wenn die Flugzeuge wieder fliegen, dann müssen auch die Arbeitslosen wieder rein in die Maschine. Aber so früh? Nachdem mein letzter Termin entfallen ist, nachdem sich das AMS einfach wortlos nicht bei mir gemeldet hat, wo ich brav und doch aufgeregt mit meinen Argumentationszetteln bei mir am Tisch sitzend auf sie gewartet hab, hab ich eine Nachricht bekommen, die sich schon ein bisschen vorgreifend den trügerischen Namen „Teilnahmeschreiben“ voran gestellt hatte. Im Anhang fand sich ein Dokument, mit dem ich zu einer Informationsveranstaltung geladen wurde. Ich mein, das ist halt die Sprache, die wir da verwenden. Der Anstrich ist dünn und ich weiß auch, dass davon ausgegangen wird, dass ich dort bin.
Nicht all zu bald darauf hat sich dann jemand vom AkademikerInnenzentrum gemeldet und mir gesagt, worum s zirka gehen wird, wann s tatsächlich stattfindet und was ich bitte mitbringen soll. Ich hab mich zusätzlich auch für festes Schuhwerk entschieden, weil ich glaube, dass von mir erwartet wird, dass ich nicht in Flipflops zu meinen AMS Terminen erscheine. Wobei es wohl keinen Unterschied macht, aber ein bisschen diese vorgreifende Unterwürfigkeit, das ist sicherlich ein bisschen ein Thema.

Weil heute war dann dieser Termin und ich hab am Sonntag noch ein Mail geschrieben, dem AMS nämlich, dass ich schön gefunden hätte, wenn wir da tatsächlich eine Besprechung gehabt hätten, weil ich das Angebot nicht irrsinnig zielführend finde. Nein, ich hab was davon gesagt, dass ich das Entfallen des letzten Termins bedaure und denke, wir wären gemeinsam vielleicht eher in der Lage gewesen ein passendes Angebot für mich zu finden. Ich hab da ein bisschen überlegt, wie ich das formuliere, vielleicht zu lange. Zurück habe ich dann bekommen:
sie beziehen die Notstandshilfe, diese Weiterbildung ist speziell für AkademikerInnen. Wenn sie von Alternativen sprechen, sprechen sie aber von Ausbildungen die das AMS nicht im Kursangebot hat.
Die Notstandshilfe besagt, dass jegliche Arbeitsaufnahme zumutbar ist. Ich schicke ihnen einen Termin (telefonisch) zu.

Ich habe vor einigen Wochen eine Frau auf dem Fahrrad überholt. Also, es war nicht nur die eine Frau, es war dahinter noch jemand und dann noch jemand. Und das war da so am Donaukanalufer, der Weg war nicht superbreit, der Boden vielleicht ein bisschen kieselig und wir waren eh auch relativ flott unterwegs. Aber wenn man längere Zeit leicht unter seiner gewünschten Geschwindigkeit in der Kolonne fährt, dann staut sich diese zurückgehaltene Geschwindigkeit an und irgendwann sagt man sich: so. Das Problem war, dass da dann ein Hügel war und dann ist einer hinter dem Hügel aufgetaucht und den Hügel herabgebraust (das war mindestens so ein Flotter, dessen Schuhe in die Pedale klicken) und ich halt plötzlich doch Panik und bisschen abbremsen und bisschen zur Seite fahren und es ist sich alles ausgegangen aber wenn man auf Adrenalin ausrutschen könnte, wär s schiefgegangen. So hab ich von rechts einen entsetzten Ausruf gehört (etwa: „He!“), worauf ich mich kurz und leger entschuldigt hab um dann den Hügel hinauf schnell mein Überholmanöver zu einem Abschluss zu bringen. Jetzt war die Frau, die ich da in meinem misslungenen Versuch, zu meiner Idealgeschwindigkeit zu kommen, zur Seite gedrängt hab, damit aber gar nicht zufrieden und hat weiterhin hinter mir hergeschimpft. Ich kann mich daran erinnern, den Satz „so schlimm war s auch wieder nicht“ hinter mich gerufen zu haben. Weil so schlimm, wie ich da jetzt verbal abuse wegzustecken hatte, hatt ich tatsächlich nicht das Gefühl, dass es gewesen ist. As luck would have it hat sie an der nächsten Ampel zu mir aufgeschlossen gehabt. Was einerseits das ganze Theater – nämlich insbesondere das Überholen an sich – besinnfreit hat, aber andererseits auch ihr die Möglichkeit gegeben hat, ihren Ärger rauszulassen. So hat sie s nämlich selbst bezeichnet, nachdem sie mir unter anderem vorgeworfen hat, dass ich im Auto meinen Führerschein los wäre und solche Aktionen FahrradfahrerInnen zu dem schlechten Ruf führten, den wir in vielen österreichischen Augen nun einmal haben. Und ich konnte immerhin sagen, dass es mir leid täte, dass ich natürlich nicht zum Überholen angesetzt hätte, hätte ich gesehen, dass da einer kommt. Dass ich so viel jünger als sie wohl nicht sei, das hab ich nicht gesagt. Weil sie angedeutet hat, dass sie altersbedingt unter einem Sturz mehr gelitten hätte als ich… aber darum geht s jetzt gar nicht, hab ich mir gedacht, es brauche jetzt noch eine gewisse Ernsthaftigkeit, damit wir das abschließen können. Weil dann war s tatsächlich auch schon irgendwie gut. Sie hat ihrem Ärger Platz gemacht, ich bin aus meiner Defensive raus und habe den Platz gehabt, mich zu entschuldigen. Und wir sind beide ein wenig aus unserem Schreck rausgekommen. „Gut, dass wir das noch besprochen haben“ und ich hab s gemeint.
Jetzt also meiner AMS Beraterin schreiben, dass ich mich ärger, wenn ich so an den Rand gedrängt werde von ihrer legalistischen Argumentation. „Argumentation“. Ich mein, ich weiß schon, dass die das nicht als ein Feedback auffassen, als eine Unterstützung ihrer Arbeit, wenn ich anbiete mit ihnen darüber zu reden, was ich glaube, was für mich sinnvoll ist. Aber ich muss darüber nicht froh sein. Und irgendwo hab ich das Gefühl, da unprovoziert angeschnauzt worden zu sein. Das steckt da schon ein bisschen in meiner Formulierung mit drin, aber ich halte das für nicht-notwendig. Aber ich bin nun einmal auf der high road aufgewachsen und so hab ich dann eher damit zu tun gehabt, die Entschuldigungen wieder aus meiner Antwort zu löschen. Weil irgendwo hab ich da ein Bedürfnis, so zu bückeln, gegenüber jemandem in so einer Autoritätsrolle. Scheinbaren Autoritätsrolle. Aber da scheint noch so viel Willkür drin zu sein, dass man lieber vorsichtig ist. Sich anschnauzen lässt, aber nicht zurückschnauzt. Aber wo die Magengeschwüre herkommen ist ja vielleicht gar nicht so wichtig.

Bin ich vor ein ein, zwei Wochen die Mariahilferstraße hochgefahren und es ist nur ein Moment gewesen, wo ich mit den Radfahreraugen ein Polizeiauto seh und gleich mal bisschen abbremse. Unauffällig. Aber die Damen und Herren waren eh damit beschäftigt, einen jungen Mann zu beamtshandeln, zu fünft, sechst werden sie dabei schon gewesen sein. Ich weiß nicht, was die Situation war, aber da stand einer, bisschen Latino, bisschen Balkan, wenig bedrohlich, nicht offensichtlich berauscht. Aber im Halbkreis umzingelt. Was weiß man schon. Es war glücklicherweise drumrum auch noch genug los,quasi Zeugen. Nicht dass da vielleicht plötzlich jemand ungünstig umfällt und sich was tut, womöglich noch im Widerstand gegen die Staatsgewalt. Es kam mir jedenfalls unverhältnismäßig vor, das sicher. Und unverhältnismäßig war auch, dass, wie ich eben vorbeifahre, einer der Beamten, der nicht Teil der Umzingelung war, sondern leger an der Autotür lehnend die Übersicht behalten hatte, dass der auf irgendeine Bemerkung des Beamtshandelten aus seinen sieben Meter Entfernung ruft: „das ist eben nicht so und so!“. Ja, ich mein, er wird das etwas konkreter gesagt haben, aber es war auf jeden Fall so was in der Art. Aber eben etwas belehrendes. Etwas konträres. Und vor allem etwas aggressives aus einer Position der Unberührbarkeit, die keine direkte Antwort zugelassen hat. Ich hab das als ganz ungut wahrgenommen.

Dabei hat der Florian Klenk grad erst wieder so menschlich über die Polizei berichtet, was gute Texte gewesen sind und gewissermaßen Hoffnung machen, weil schon eine Selbstreflektion durchscheint, zumindest in so Einzelkommentaren von Freiwilligen, die anonym bleiben wollen. Über die Verletzlichkeit und die Angst und den Mut und den Ekel und den Wunsch nach Anerkennung. Wo schon klar gesagt wird, wie viel Arbeit der Polizei eigentlich Sozialarbeit ist. Ich mein, die sehen das nicht unbedingt so, dass sie durch gute Sozialarbeit entlastet werden würden, das nicht. Aber dass es ein Problem ist. Aber die Polizei arbeitet halt mit Gewalt, das ist einfach ihr Ding, das ist ja auch gut so. Man muss halt schauen, was für Aufgaben können sich mit Gewalt lösen und welche sind vielleicht anders nachhaltiger zu bearbeiten. Und vielleicht müssen wir die Ordnung überdenken, die wir insgesamt, mit welchen Mitteln auch immer, schützen wollen. Aber ich hab mich schon in der Volksschule nicht getraut mitzusingen, wenn der Rest der Klasse gegrölt hat, ob das nicht die Polizei sei, ob da nicht ein Depp darunter sei. Im besten Fall würde ich sagen, ich hab mich halt schon als subversiv empfunden und Polizei auch damals nicht auf meiner Seite gesehen. Aber das ist ein schwieriges Argument für jemanden mit meinem ethno-sozio-gender-ökonomischen Hintergrund und ich hab mich einfach vor der Autorität gefürchtet, wollte sie einfach nicht provozieren, diese unberechenbare, nur schlecht verbeamteten Gewalt.
Im AkademikerInnenzentrum hat uns dann ein Herr einen Vortrag gehalten darüber, was wir alles falsch machen beim Bewerben. Er hat einen wirklich anstrengenden Lehrerschmäh gehabt, der zumindest den einen vorne links regelmäßig zum Lachen gebracht hat, also vielleicht halb so schlimm. Aber wenn man bedenkt, dass ich so zirka in der Mitte war, so altersbedingt (gesessen bin ich hinten links), dann ließe sich argumentieren, dass das ein unpassender Humor sei. Und es ist echt so, dass ich jetzt schon viel nachgedacht hab, zumindest ein Beispiel nennen zu können, aber es ist einfach nichts mehr davon da. Er hat gefragt, was unser wichtigstes Werkzeug wäre… nein, das war was anderes. Da wollte er „Lebenslauf“ hören. Aber es kann ja auch in einem anderen Moment was anderes mit der gleichen Frage gemeint sein. Er wollte sagen, dass wir nach einem guten Vorstellungsgespräch, bei dem wir aber abgelehnt worden sind, dass wir mal anrufen sollen und fragen wie s geht oder ich weiß nicht. Über den Inhalt hat er nicht geredet. Aber er hat, weil er s nicht einfach so sagen wollte, sein Telefon genommen und gefragt, was denn die primäre Funktion davon sei. Nämlich nicht das Wischen und das Spielen.
Na gut, ich weiß nicht, ich kann das offensichtlich nicht wiedergeben. Er hat das wie einen Witz ausschauen lassen.
Aber ja, das andere waren diese Fragen. Und das ist mir dann irgendwann aufgefallen und ab dann sehr stark aufgefallen, dass alle seine Fragen auf Ein-Wort-Antworten hinausgelaufen sind. Da hab ich mir auch gedacht, das ist eine Technik, die so tut, mit der man so tut, als würde man das Plenum mit einbeziehen. Aber man kriegt eh keine Antworten, weil die Antworten so banal und einsilbig sind und – da kann er noch so viel behaupten, dass wir keine Note dafür kriegen – es ist eine Art, Fragen zu stellen, die im echten Leben nicht vorkommt, solange wir die Schule aus dem echten Leben herausnehmen. Die sich jedenfalls in erster Linie als Kontrolle anfühlt, ob die Leute noch aufpassen. Und da kann er noch so viele Jahre Erfahrung in der Erwachsenenbildung nennen, das ist keine Erwachsenendidaktik.
Das Hauptproblem ist vielleicht, dass man eine Fortbildung für AkademikerInnen anbietet. Das kommt mir irgendwie paradox vor, dass man für die – mit Verlaub – spezialisiertesten ArbeitnehmerInnengruppe eine Auswahl von fünf Weiterbildungen anbietet. Dass es da einen Gedanken gibt, der sagt, Menschen, die zumindest sechzehn Jahre lang in Ausbildungseinrichtungen gewesen sind, die haben dadurch eine gemeinsame Basis, dass decken wir mit fünf Kursen ab, bei denen sie zertifiziert werden, was zu managen. Und das mit der Spezialisierung ist da rein quantitativ. Ich würde auch kein Curriculum für quer durch die Bank Lehrabgeschlossene erstellen müssen wollen, von dem alle was haben.
Anyway. Es war letzten Endes ganz interessant und vor allem Am – das gebe ich vielleicht am widerwilligsten zu – hat mich einfach das um halb sieben aufstehen echt energetisiert. Aufstehen und quasi gleich echt aufstehen. Und duschen und aus dem Haus. Und dreißig Minuten später die morgendliche Donau kreuzen. Ich mein: will ich nicht jeden Tag haben. Aber so für zwischendurch und einmal spüren, wie das ist, mit einem Sinn in den Tag zu gehen – auch wenn s nicht meiner ist. Aber wenn ich schon in der Gegend bin, bin ich dann noch ein bisschen auf der Donauinsel auf und ab gefahren, das war schön, am Vormittag ist endlich alles so leer, wie ich mir das wünsche. Und dann über das Kraftwerk und wieder hoch. Da bin ich dann auf einen Espresso in ein so ein generisches Flussuferlokal gegangen. Das war vielleicht schön! Die Rattansessel und die bisschen gleichgültige elektronische Musik. Und ich sitz drin mit meinem elektrischen Buch und einem Kaffee der noch dazu ganz gut war. Mir kam vor, dass das wirklich die globale Eichnull ist, was so Caférestaurantsinnendesign betrifft und ich hab mich da auch ein bisschen drin verloren. Es hätte genausogut Indonesien oder Neuseeland sein können, Tahiti, Japan, Georgien: Rattanstühle und elektronische Musik. Und der Blick auf s Wasser. Und Jugendliche, die nicht wirklich hier sein wollen, aber es ist nun einmal ihr Job. Herrlich. Ich hab dann wirklich bei den Wiener Tauchschulen nachgeschaut, mal wieder, was die so anbieten, ob da nicht was war, da war doch was. Richtiggehend, wie gesagt, energetisiert, so ein mit Sinn und Ziel aufstehen. Aber es ginge auch ohne einen Typen, der mir erklärt, dass ich mitunter schneller in Sankt Pölten bin und überhaupt, Betreuungspflichten sind der einzige Grund, warum man nicht volle reinhackeln müsste. Ich denk dann lieber an Segelboote, Eistauchen und am Ufer im Schatten sitzen. Muss ja auch wer machen.