Airportsecurity

Bei der Ausreise hat Australien einfach mehr Personal hingesetzt als bei den Einreiseschaltern. Ich erinnere mich, dass ich dort angestanden bin. Das ist jetzt… sechs Wochen her. Gar nicht schlecht. Und jetzt hab ich zum zweiten Mal mein Visum hergezeigt, weil das haben sie gecheckt. Neuseeland ist, zumindest was Immigration betrifft, kein besonders entspanntes Land. Um einreisen zu können, muss ich beweisen, dass ich wieder ausreise, eben vor der Einreise. Und dafür muss ich für die Ausreise aus Australien ebenfalls ein Visum vorweisen können, nämlich für Australien. Für Neuseeland brauch ich kein Visum, zumindest nicht im Vorhinein, das kann ich mir dann einfach am Flughafen besorgen. Das heißt, dass ich um fünf in der Früh in der Lage sein muss, meinen Namen zu schreiben und wahrscheinlich wieder mein Ausreisedatum anzugeben.

Mein letzter Tag in Melbourne war sehr entspannt. Ich bin zwar um halb neun auf, damit ich mein Bett räumen, meinen Küchenschrank ausräumen und meine übriggebliebenen Lebensmitteln unter den Anwesenden zu verteilen. Natürlich, die Anwesenden waren nur wenige um neun in der Früh. Insbesondere weil Australien heute den ersten Mai feiert, bzw. zumindest Tag der Arbeit, Labour Day. Und deswegen ist heute frei gewesen. Von Australia Day bis Labour Day. Und dann sind um zehn oder so wirklich erst die letzten von ihren Parties zurückgekommen. Da dürfte ganz schön die Post abgegangen sein. Ich mein, ich hab gestern zum Verabschieden auch einen Schluck getrunken. Aber die haben heute in der Früh nochmal richtig angefangen. Weil wenn man in der Früh nachhause kommt und vielleicht die ganze Nacht auf seiner Chemie geschwommen ist, dann bekommt man am Morgen ein wenig Durst und schlafen ist offenbar noch nicht drin gewesen. Dann haben die Burschen bis um drei am Nachmittag tatsächlich noch sechs Bier oder was getrunken. Und der F. hat von Stunde zu Stunde müder dreingeschaut, während der andere F. sich schon einmal aufs Ohr gelegt hat, aber so wirklich scheint ihn die Chemie nicht gelassen zu haben und da stand er dann wieder mit der Kaiserschmarrnidee, die gestern zu Ehren – oder zumindest aus Anlass – des Österreichers entworfen wurde. Aber letztlich hat sich niemand in die Küche gestellt, wahrscheinlich hätten wir auch keinen Schneebesen oder vergleichbares gefunden. Aber über die Grundpfeiler wurde lange diskutiert: keine Rosinen. Und einig waren wir uns darüber, dass eher Zwetschkenröster daneben stehen sollte als Apfelmus und ich war dann noch ein bisschen beeindruckt, dass das Wort „Zwetschkenröster“ überhaupt ein Konzept war. Zumindest dem Koch.

Und so saß ich heute den ganzen Tag in der Sonne und hab als es notwendig erschien, die Bier nicht nur den torkelnden Feierleichen zu überlassen, ebenfalls zur Dose gegriffen. Den Gehsteig haben wir damit ein bisschen blockiert, nicht immer waren alle in der Lage, ihre Beine einzuziehen, wenn jemand Passage gesucht hat, dafür sind zwei-, dreimal Obdachlose mit der Bitte um eine Zigarette durchgeschlichen, mit denen wir – das heißt auf jeden Fall immer noch mehr die anderen – sehr kollegiale Gespräche hatten. Aber es waren nicht nur die Obdachlosen, die sich mit einem enjoy the day verabschiedet haben, sondern durchaus auch Familien, Jugendliche, RestaurantarbeiterInnen und die Rollatorfahrerin. Und nachdem E. angefangen hat, ihre Pfeiffähigkeiten unter Beweis zu stellen und den vorbeigehenden Männern ausnahmslos nachzupfeifen, hatten wir sogar kurz einen Neuseeländer zu Gast, der auf die Aufforderung bzw. Einladung sit down, have a beer mit einem why not antwortete und sich niederlassend aus seinem Einkaufssackerl eine Dose Bier zog.

Es war übrigens keine Überraschung festzustellen, dass die Deutschen, mit denen ich da heute und die letzten Tage einen guten Schmäh laufen hatte, mehrheitlich Sachsen waren. Es war ja durchaus herzig, wie oft ich gehört habe, wie antiquiert meine Sprache klingt, aber auch wie elegant und diplomatisch. Ich hab mich dabei zurückgehalten, ihnen dass mehr als eine meiner Eigenheiten denn eine allgemein österreichische zu erklären. So hat insbesondere E. viel Spaß gehabt, die immer wieder unterstrichen hat, wie sehr sie sich darüber freue, sich so auf Deutsch unterhalten zu können. Sie ist offenbar gerade drei Monate in Port Hedland arbeiten gewesen, was nicht immer so großartig gewesen zu sein scheint. Gleichzeitig hat sie es sich auch nicht nehmen lassen, den Franzosen ständig mit Phrasen ihres etwas eingerosteten Schulfranzösisch zu kommen. Wobei Phrase vielleicht ein bisschen zu hochgegriffen ist, oft waren es bloß einige in verschiedenen Tonlagen und auf jeden Fall mit Hingabe gehauchte frommage. Aber ich bin der letzte, der jemandem die Freude an Französisch nehmen würde, wenn es noch so schlecht ist. Und die Franzosen waren ja selber auch eher auf Chemie und sind dann um zwei sogar wieder zurück auf ihre Afterparty geschlichen, die haben ihr das wohl nicht übel genommen. Abgesehen von sehr viel Blödelei und Stumpfsinn, hat sich gerade E. außerdem increasingly über ihre eigenen Verhaspelungen meinen Berufs betreffend amüsiert: Aus dem „Soziologen“ ist oft einmal (und wenig überraschend, das passiert schnell) ein „Sozialarbeiter“ geworden, letztlich ist sie zur wiederholten Erheiterung jedoch auf „Sachbearbeiter“ hängengeblieben. Was ich zugegebenermaßen auch sehr witzig gefunden hab.

PS: Ich hab endlich die Videos im Fischbeitrag hochgeladen. Flughafeninternet ist mehr als befriedigend schnell.