Nordinsel

Jetzt hat es dann doch wieder zu regnen angefangen. Aber glücklicherweise bin ich den Großteil des gestrigen Tages im Bus gesessen und bin dort zum ersten Mal seit einigen Tagen, so scheint es mir, wieder zum Sitzen und Nichtstun gekommen. Die vergangene Woche auf der Nordinsel hat mich doch ziemlich auf Trab gehalten. Im besten Sinn, würde ich sagen. Zuerst war ich eben ein paar Tage auf Waiheke, eine Wochenenddestination für AucklanderInnen: Wälder, Weinberge und weite Strände in vielleicht vierzig Minuten mit der Fähre zu erreichbar. Dort war ich einige Tage in einem sympathischen Hostel zwischen FranzösInnen, ArgentinierInnen und zwei Italienern, die sich viel ums Essen gekümmert haben. Ein bisschen wollte ich dort gar nicht mehr weg, das gebe ich gerne zu. Es herrschte eine sehr umgängliche Stimmung, entspannt, gelassen, persönlich. Man lädt sich ein, man umarmt einander, irgendwer macht irgendwo eine Musik. Ich bin kaum in der Lage, die Situation zu schildern, würde man mir mein Interesse mit meinen eigenen Worten wecken wollen, ich würde mich winden, um meiner Abneigung den notwendigen Ausdruck zu verleihen. Aber es war nett, es hat s gut getroffen und ich hab es genießen können, so gut ich halt genießen kann. Denn sind wir uns ehrlich: Wenn mir das so einfach wäre, mit dem Genießen, ich müsste vielleicht gar nicht hinaus in die Welt fahren. Und es war auch wichtig, dass A. dort war, die Schweizer Psychotherapeutin, mit der ich zwischendurch ein bisschen auf eine Metaebene gestiegen bin, angesichts der Hütte voll Savoir Vivre. Allem seine Zeit, und auch wieder loszulassen war nicht das schlechteste.

Inselidylle

Und ich hab gelernt, dass wenn man sich Pariserinnen mitunter als Pariserinnen vorstellen und nicht schlichterweise als Französinnen. Und ich merke, ja, da reagiere ich anders drauf. Nicht viel anders, weil ich merke auch, meine Frankophilie steht ein wenig im Wildwuchs.

Am Sonntag der Zeitumstellung bin ich dann später als gedacht aber durchaus rechtzeitig zur Fähre gewandert und bin in der Half Moon Bay von K. abgeholt worden. Als ich in meiner ersten Half Moon Bay gestanden bin, hab ich mir noch gedacht, was für ein poetischer Name für diese Bucht. Aber es ist ein relativ generischer Name für eine Bucht. Letztlich ist jede Bucht ein bisschen ein Halbmond, are they not? Vielleicht ist das auch einfach das, dass ich als Binnenbub aufgewachsen bin und deshalb jede Bucht noch ein bisschen etwas besonderes ist und ein Allerweltsname kränkt meine vor Wunder strahlenden Augen.

K. hat mich abgeholt und dann sind wir vier Tage lang mit dem Auto einer Freundin, die ob eben geborenem Kind ihren Sportflitzer eh nicht fahren kann, auf der Nordinsel rumgedüst – Abenteuer galore! Weil mit dem Auto ist man schon anders unterwegs als mit dem Bus. Allerdings haben wir auch festgestellt, dass ich mit dem Auto anders unterwegs bin, als es für die Felgen gut ist und nach einer halben Stunde war klar, auch wenn sie auch gerne bisschen BeifahrerInnensitz gemacht hätte, das ist nicht die entspannendere Position für sie.

„Monty“, aber wir haben den Namen nie verwendet.

Ich lass das jetzt aber mal aus, weil wir waren so viel unterwegs und ich hab die Namen oft erst behalten, nachdem wir schon wieder in der nächsten Stadt waren. Wir sind im geothermalen Wasser gesessen, haben Pasta gekocht, sind auf den Berg gegangen und in einander Begleitung haben wir uns sogar in eine cultural performance in einer Māorisiedlung gesetzt. Und das war letztlich gar nicht einmal so schlecht und vor allem gar nicht einmal so unangenehm, wie man – wie ich – das mit Sicherheit angenommen hätte.

Tee für vier Dollar ist an der Grenze zur Unverschämtheit, aber dann echten Tee, das ganze Ornament und mehr Untertassen than you can shake a stick at, das ist dann schon wieder ok.

Gestern haben wir uns verabschiedet, K. ist zurück nach Auckland und heute in der Bay of Islands, wo s sehr schön sein soll. Ich bin in den Süden gefahren und bin gestern Abend im verregneten Wellington angekommen. Nach einem kleinen Spaziergang (d.h. vom Bus zur Herberge) durch die nasse Dunkelheit bin ich in meinem angenehm unkomplizierten Hostel angekommen und bin dann gar nicht mehr von meinem Bett aufgestanden. Den heutigen Vormittag habe ich damit verbracht, meine Sachen und dann auch meine Wandersocken zu waschen. Neuseeland neigt sich für mich. Mit etwas Glück seh ich übermorgen noch einen Wal und dann sitz ich schon wieder im Flugzeug nach Melbourne. Das fühlt sich ein bisschen an, als würde ich nachhause fahren, auf jeden Fall zurück in vertrautere Umgebung. Ich glaube, es ist einfach, dass ich nicht viel mehr Plan habe, als zwei, drei Abende im Melbourne Comedy Festival, aber nicht weiter als April…