…draht a schleifn umman eiffelturm und frågt mi, wo i hiwü.

Und ich sag: nach Lainz. Weil ab und zu ist mir dann mehr oder weniger anlassgebunden doch einmal kurz alles zu viel, wenn das AMS hat ein Mail schreibt (am Feiertag, Bullies!) und die Nachbarin die Abendfestivitäten einleitet. Zusammen mit dieser latenten Hintergrundanspannung durch die fortwährende Lebenswegsuche… Und nicht einmal, dass ich was gegen Hoffeierlichkeiten hätte, also lautstärkehalber oder so. Die machen schon gute Musik an. Eher weil ich selbst ja daran scheiter, in der Situation, wo ich allein nebenan sitze und drüben haben sie s lustig, denn mich tatsächlich dazu zu setzen – dafür scheint mir die leichte Schulter nicht belastbar genug zu sein. Aber ich hab gelernt aus den Wochen des Allein-Daheim-Sitzens oder aus den Monaten des Allein-durch-die-Welt-Fahrens. Oder aus Jahren des Allein-den-Alltag-Überlebens. Und das Lernen ist ja nicht einmal das wichtige, sondern, dass ich mich zur Anwendung des Gelernten durchgerungen hab.

Ich bin also auf mein Rad gestiegen und hab mir gedacht, ein bisschen die frische Luft, ein wenig die körperliche Betätigung, ein Stückchen eine andere Szenerie, trauen sich die Nerven vielleicht wieder ein paar Sprossen die Leiter herunter. Und zuletzt bin ich in die Stadt gefahren, was immer ein bisschen in die Richtung ist, die ich mit Arbeit assoziiere und von dem her schon nicht super. Aber darüber hinaus ist dann die Donau und da sind Verladebahnhöfe und Kraftwerke und allerhand industrielles Zeugs, das hat mir gut gefallen. Da bin ich dann schon beeindruckt, was alles geht. Und dann die Donauinsel und so, das ist ja wirklich schön, da kann die Stadt Wien schon froh sein, dass ihnen das passiert ist. Und das war auch schön, so viele Leute zu sehen und dass eh viel Platz ist und selbst wenn die Polizei der Meinung war, so viel Präsenz zeigen zu müssen (anstatt, eh das übliche: SteuerhinterzieherInnen nachzugehen, Sensibiliserungsworkshops und Deeskalationsfortbildungen zu besuchen oder den Staat dort zu repräsentieren, wo s nichts zu sehen gibt). Aber das ist schon lange her und längst vom Lauf der Coronaumgangsentwicklung überholt.

Ich mein, man kann sich das durchaus auf der Zunge zergehen lassen: „das Betreten öffentlicher Orte [ist] grundsätzlich verboten. Eine Ausnahme ist, wenn Sie […] unterwegs sind.“ Dem dritten Absatz fehlt überhaupt ein bisserl die Grundlage, möchte ich behaupten, aber damit schließt er wohl auch mit der aufgeblähten Formulierung „wirksam einzudämmen“. Und wenn man dann noch Zeit hat, kann man noch „nicht gestattet“, „ersuchen Sie, dies zu unterlassen“ und „konsequent einschreiten“ gegeneinander abwägen. Entweder waren die für die Gestaltung dieser Hinweistafel zuständigen, sich nicht über die geltende Rechtssituation im Klaren oder man wollte sie nicht kommunizieren.

Für die Abwechslung bin ich dann also in die andere Richtung gefahren. In meinem zweidimensionalen Weltbild war das der Westen. Weil im Westen gibt s den Wienkanal und das ist mitunter das Schönste, find ich. So von Natur und Urbanität und Platz und Beanspruchung und Variation und Zugänglichkeit. Wirklich gut. Ein Pech, dass die Gestaltung nur oberhalb von Hietzing umgesetzt worden ist. Weil man könnte sagen, das ist eine Gegend, in der s eh relativ grün ist, die brauchen vielleicht nicht noch ein Naherholungsgebiet. Und vielleicht erklärt sich dadurch die verhältnismäßig dünne Nutzung. Aber das kann ja auch keine Taktik sein, dass man dort, wo man s nicht braucht, Naherholungsmöglichkeiten schafft, die dann attraktiv bleiben, weil sie nicht überlaufen sind.

Aber egal. Da bin ich ein bisschen vor mich hingeradelt und das war dann auch ganz schick. Weil das ist zuerst schon ganz hübsch und dann – stadtauswärts – wird s nochmal hübscher, weil grüner und wilder und dann, fast unerwartet, wird s nämlich nochmal hübscher, weil es dann fast schon grün und wild ist. (Ein Graureiher, bitte!) Bloß, dass es dann schon wieder zu Ende ist. Also, vorher kommt noch so eine Passage, wo der Weg plötzlich viel zu schmal ist und dann haben sie den nochmal halbiert und extra Kopfsteinpflaster gemacht, dass die Leute nur auf einer Seite rasen können, während die ihnen entgegenkommenden zum andauernden Holterdipolter und dementsprechenden Grimassenschneiden verdammt sind. Ich glaube, da hat s auch noch nie eine NutzerIn gegeben, die diese Gestaltung gelungen gefunden hätte. Und vielleicht ist das so ein Unterschied zwischen da wohnen und da entdecken: Ich bin schon froh, dass es den Weg gibt, weil eben Grün und Wild. Aber der Lösungsansatz ist offenbar, die Situation bewusst zu verschlechtern, um eine vorsichtigere (und geringere) Nutzung zu provozieren. Dabei bin ich ja nicht einmal grundsätzlich gegen diesen Ansatz ist, merke ich grad. Ich glaub, ich halte es einfach für unpassend, das in einer Naherholungssituation zu nutzen.

Da klingt s aus dem Wald. Unabhängig von Zeit und Lust, sollten sich übrigens hier alle auch durch die Geräuschkulisse eines britischen Waldtags scrollen.

In meinem Fall hat das dazu geführt, dass ich mir gedacht hab, lieber eine andere Route zurück. Immerhin bin ich da also schon auf anderen Gedanken gewesen. Ist ja auch ganz praktisch, wenn man sich einmal über was ärgern kann, was außerhalb einem selbst liegt. Und weil man da am Ende eh schon bei diesen Überlaufbecken ist, bin ich dort auf die andere Seite des Flusses und hab zuerst noch den Kamelen vom Circus Safari beim Essen zugeschaut, bevor sich mein Auge in den von der Abendsonne beschienen Überlaufbecken und der darin enthaltenen Natur verloren hat. Und dass ich dann über die Westausfahrt geklettert bin und auf der anderen Seite überrascht vor einem aus verzerrten Kindheitserinnerungen bekannt wirkenden Lainzer Tiergartentor gestanden bin, lass ich hier durchaus dafür stehen, dass ich mich nie besonders um meine Wienorientierung gekümmert hab. Aber so sind da mit den Becken auf der einen Seite und dem Tiergarten auf der anderen plötzlich zwei Sachen zusammengefallen, die ich aus verschiedenen Kontexten zwar gekannt, aber nie selbst wirklich genutzt gehabt hab. Immerhin fahrt da die Autobahn durch und dadurch wird das eh alles ein bisserl zum Unort.

So hab ich wieder was gelernt und schau an, war ich neugierig genug, dass ich tags drauf noch einmal auf s Rad gestiegen und in den Lainzer Tiergarten gefahren bin. Natürlich, da ist schon auch noch ein Reststress, dass ich lieber nicht daheim sitze, wo die Entscheidungen ungetroffen im Raum hängen. Aber es war schon auch diese Neugier und da etwas zu sehen, zu entdecken, zu erschließen. Es ist selbstverständlich schon anders, als wenn ich durch sagnwarmal Kagoshima spaziere. Entdecken hat schon einen anderen Geschmack. Weil eigentlich such ich ja doch etwas, was das Hier-Leben vielleicht lebenswert macht. Und warum nicht mal dort nachschauen, wo Wien seine 53% Grünflächenanteil versteckt. Nämlich hinter einer Mauer.

Zwei hatte ich schon im Mund, bis mir in den Sinn gekommen ist, zumindest das Erdbeerbild zu teilen. Damit ist jetzt quasi Sommer…

Der Lainzer Tiergarten ist prinzipiell wirklich ganz nett. Es ist schön, einen Wald zu haben, der… ein echter Wald ist. In der Stadt! Wo man ins Grün schauen kann und wo man den Wald hört und – wenn man erst einmal weit genug von der Westausfahrt weg ist – auch nur mal nichts anderes als den Wald hören kann. Wo man genug Entfernung hat um den Blick auch schweifen zu lassen und es bleibt Wald, wenn die Anhöhe es denn zulässt. Und wo man einem Wildschwein begegnen kann. Ich hab mir ja vorgenommen gehabt, nicht umzudrehen und mich sozusagen panisch aus dem Staub zu machen. Sondern wo auch immer ich das her hab, lieber mit dem Blick auf das Wildschwein langsam meine Schritte nach hinten zu setzen. Aber in dem Moment wo vor mir dann eines durch den Wald gelaufen ist, war ich mir doch nicht mehr sicher, wie sehr ich das nicht aufgescheucht hätte und vielleicht lieber doch einmal Distanz als Mindgames. Vor lauter Stolpern hab ich mir da aber schon gedacht, wäre auch ganz gut, wenn der Wald vielleicht ein bisschen besser aufgeräumt wäre. Aber abgesehen davon, dass ich gerne ein paar Hinweistafeln für den Umgang mit Wildschweinen gesehen hätte, sollte wohl mal jemand eine Grafik machen, welchen Tieren man lieber in die Augen schauen soll, damit sie einen nicht töten wollen und welchen Tieren man auf gar keinen Fall in die Augen schauen soll, damit sie einen nicht töten wollen. Ich hab das Gefühl, da gibt s solche und solche…

Da hab ich mich wirklich ins Zeug gelegt, um diese Akelei ordentlich ins Bild zu bekommen. Und weil ich mit Blumen schlecht bin, hab ich die ja erst vorhin identifiziert (letztlich mit Bildersuche: „violett Waldblume fünfblättrig“). Dreihundert Meter weiter sind dann ganze Büsche davon herumgestanden, in bunten Farben. Bisschen abgewertet hab ich meine einzelne Waldrandsakelei dadurch empfunden.

Aber deshalb herrscht ja, wie ich auf der Infotafel beim Ausgang gelesen habe, Weggebot. Für meine Wildschweinbegegnung habe ich dieses zugegebenermaßen gebrochen gehabt. Weil… schau. Erstens hab ich s nicht gewusst. Weil es gibt viele Regeln für den Lainzer Tiergarten und die sind in grün designt, die hab ich gar nicht erst gesehen, wie ich den Wald betreten hab. Und ich hab ja auch erst im Laufe des Ausflugs mein Bedürfnis für Hinweistafeln realisiert. Aber wer ist auf diese Idee gekommen, dass der Weg betoniert sein muss. Es ist wirklich, ich mein: wirklich frustrierend, dass man Wald und Flur auf Beton quert. Es war relativ viel Verkehr, also etwa eineinhalb Autos die Stunde und ich seh ein, dafür ist das praktisch. Dass dann wiederum Radfahrverbot ist, ist ein bisserl traurig, weil da wäre der Beton wiederum ganz willkommen. Mir zumindest, gibt ja solche und solche. Also nochmal Minuspunkte für die Weggestaltung, liebe Stadt Wien.

Lustig, dass der Person, die hier anschauungshalber das Weggebot verletzt, offenbar jemand die Beine zusammengebunden hat.

Wenn drei Autos in zwei Stunden viel sind, dann sind zwanzig Leute in zwei Stunden relativ wenig. Aber wiederum ist das ein bisschen schade, weil Wien gern von seinen Grünflächen redet und dann sperrt man in der Panik nebenher die Bundesgärten zusperrt, aber das ist ja nicht die Entscheidung der Stadt Wien. Aber zugegeben: wenn man im Sommer durch den Burggarten geht, dort noch Platz für seinen Babyelefanten zu finden: oft nicht so einfach. Und dann wiederum riesiges Waldgebiet und nur eine Handvoll nasale SeniorInnen. Wär natürlich ideal, wenn man den Leuten hüben wie drüben angemessen Grünflächen bieten könnte. Nicht tut man das, indem man Wege betoniert und beinhart das Rotkäppchen durchzieht.

Was aber, wenn Peter den Wolf nicht gefangen hätte, was dann?

Aber wodurch der Lainzer Tiergarten letztlich wirklich verliert, ist, dass er mir vom Pulverstampftor aus keine Runde macht. Und ja, er macht von anderen Toren aus eine Runde und man kann sich das ja vorher anschauen und drittens bin ich ja gerade extra bis zu dem Tor gefahren, weil s mir vom Schuss gewirkt hat. Dass jetzt die genannte verhältnismäßige niedrige SpaziergängerInnenfrequenz nicht unbedingt für den ganzen Lainzer Tiergarten gilt, sondern vor allem für die Ecke, wo man nur hin und her gehen darf, das kann natürlich sein. Da hab ich dann ein zweites Mal dem Weggebot widerstanden und bin hinter dem Grünauer Teich herum wieder zurück Richtung Fahrrad gegangen. Ad Grünauer Teich: Es ist wenig überraschend, das der eingezäunt ist. Und trotzdem: Da hat man einen Teich und dann… na gut. Lebt die Natur drin. Und kann nicht immer ein Rettungsschwimmer daneben stehen. Aber eines von diesen Hinweisschildern hätt s nicht auch getan? Dass man einen Stein über die Wasseroberfläche flitzen lassen kann vielleicht? Oder nach dem einen Biber Ausschau halten kann, dem der Grünauer Teich laut Auskunft Heimat bietet? Ein tristes Bild, übrigens, dass es da in Hietzig einen eingezäunten Teich gibt, in dem ein einsamer Biber sein Dasein fristet. Da kann er ja nicht mal einen Damm bauen, vor lauter stilles Gewässer.

Ein bisschen eine Kritik hätte ich da übrigens noch. Ich hab mir im ausländischen Wandern oft einmal gedacht, dass ich in Österreich immer wieder mal eine Quelle in Erinnerung hab, dass man sich nicht selbst sein Wasser tragen muss, weil man ja eh dran vorbeikommt. Also, dass da wo ein Hahn ist oder ein Trog. Das ist das wunderbarste, was man dem Wandersmensch unter die Arme und nicht zuletzt (nachdem man ja ein unverbindliches Angebot macht) müden Beine greifen kann. Natürlich ist das am Berg leichter, weil s da wirklich nur die Dings ist, dass man eine unterirdische Quelle halt kurz in ein Rohr leitet, den WandererInnen zu trinken gibt und dann wieder zurück in den Boden und mach dich wieder auf den Weg ins Tal, mein Wässerchen. Jetzt bin ich im Lainzer Tiergarten durchaus so einem Baumstammtrog begegnet, in den sich bedarfsweise das kühle Nass ergösse, nur ward dran ein Kein-Trinkwasser-Schild angebracht gewesen. Und wieso… wieso gibt s hier ein Kein-Trinkwasser? Für Leute, die beim Weggebotverletzen in den Schlamm gestiegen sind? Für die Nur-knapp-mit-dem-Leben-Davongekommenen, sich Wildschweinblut von Hirschfänger und Händen zu spühlen? Hat jemand gar die Schmutzwäsche auf einen Spaziergang mitgenommen? Könnte man besser machen. Ich nehm an, da ist irgendwo ein altes Rohr und anstatt das auszubessern klebt man halt ein Hinweisschild.

Auf der anderen Seite lässt der Lainzer Tiergarten seine BesucherInnen ab und zu auch in der Eigenverantwortung überlässt und es bleibt einem dann selbst überlassen, die aktuelle Hinweissituation zu interpretieren.

So bin ich letztlich wieder raus, beim Pulverstampftor. Das hat sicher auch noch eine spannende Geschichte, wie es zu dem Namen gekommen ist. Warum ein Tiergarten… ja, ich mein, das könnte man noch diskutieren. Aber das ist schon ok. Wien ist hier einfach ein bisschen Berlin, da darf man sich ja auch nicht immer erwarten was draufsteht. Also ganz ohne alles, wieder raus beim Tor und dann bin ich zurück wieder über s Wiental gefahren. Weil hin bin ich, für verbesserte Zielsicherheit, durch Hietzig. Was auch hübsch ist. Und ich kann mir schon vorstellen, dass wenn man in diesen Alleen lebt, dass einem dann ein bisschen das Gefühl dafür fehlt, wie trist wohnen in Grau in Grau ist.

Nu, und nach diesem Ausflug hat sich die körperliche Müdigkeit grad so mit der geistigen Angeregt gepaart gehabt, dass es sich geradezu richtig angefühlt hat, mich damit an die Maschine zu setzen. Fast, als ob das was wäre, dem ich Ausdruck verschaffen möchte. Und vielleicht den Hinweis, für die Zukunft: Wer auf heranfliegende Käfer schreckhaft reagiert, vielleicht nicht im gelben T-Shirt durch den Frühlingswald laufen.

Thai Food statt Taifun…

Es ist schon interessant, wo ich jetzt „was zu tun“ habe, wie schnell die Zeit vergeht und ich direkt in diesen Stress komme, den man so nennt und dann sagen die anderen, dass sie derartige Sorgen haben möchten. Ich zähle an meinen Fingern, wie viele Tage ich noch hier bin, weil ich an der anderen Hand bereits gezählt habe, wie viele Tauchgänge ich noch brauch, bis ich den nächsten Level erreiche. Die bei SSI wissen schon, wie sie ihr System gameifizieren müssen, damit sie solche Hanseln wie mich vor die Harpune bekommen.

Ich hab ganz schön unterschiedliche Tauchzentren mitbekommen, kommt mir vor. Und wenn dieses hier ein bisschen unsympathisch rüberkommt, muss ich doch sagen: der Typ, der hier mit mir meinen Stress and Rescue Kurs durchgeht, das ist mit Abstand der professionellste unter den TauchlehrerInnen, die ich bisher so gehabt hab. Der hat nicht nur einen Plan, was ihm wichtig ist, der hat auch ein Verständnis dafür, wie das SSI Schulungssystem funktioniert und warum da was beinhaltet ist. Als Schüler ist das immer so ein Ding, wenn da einer vor einem steht und sagt „na, da haben die s aber nicht übertrieben mit dem Stoff” und „sollte man eigentlich schon“ und „das ist eigentlich unglaublich, wer da alles Instructor sein darf”. Und man selbst irgendwie ja das Produkt dieser Lehrmethoden und wie viel liegt das in meiner eigenen Verantwortung, was ich gelehrt bekommen hab oder halt dass meine Tauchstunden sich oft einmal auf das konzentriert haben, was andere als das Notwendige empfunden haben. Er hat ja ganz offensichtlich recht, aber mich jetzt gegen diese Leute solidarisieren, von denen ich ja auch Sachen gelernt hab und mit denen es lustig war… es ist nie so einfach.

Ko Haa Neung, mein sechster Tauchgang hier in der Gegend. Natürlich frag ich mich sofort, wie das entsteht, dass so ein Felsen mitten Meer herumsteht. Es ist vielleicht irgendwas mit Gletschern…

Ja, jedenfalls ist das der, dessen Namen ich nachgefragt hab. Und der ist eh ok. Wenn ich so immer wieder am protokollieren bin, was so passiert, was dann oft passiert, wenn ich mich nicht ständig von einem Ort zum nächsten bewege, dass sich meine Eindrücke am nächsten Tag schon wieder vollkommen umgedreht haben. Eigentlichen muss das der Wahrheit entsprechend heißen: meine Eindrücke einfach ständig falsch sind. Oder: ich ständig Einschätzungen vornehme, die sich kaum einen Tag später als Fehleinschätzungen, die sich wiederum kaum einen Tag später vielleicht wieder als Fehleinschätzungen und so weiter. Und weil das Leben ja nicht binär ist, oszilliere ich da nicht zwischen zwei Eindrücken sondern es geht von einem Erleben ins nächste. Vielleicht ist das auch tatsächlich ein Schärfungsprozess. Was weiß man. Jedenfalls hat sich der Tauchtyp als eh umgänglich und liebenswert herausgestellt. Und wenn er darüber schimpft, dass die Sachen nicht da sind und er sich alles selbst ausdrucken muss und wozu sie eigentlich einen Typen im Office haben… dann bin ich dafür auch einmal sehr empfänglich, weil ich mir ähnliche fragen auch schon mal gestellt hab. Und sein Chef hingegen, den ich anfangs als den lockereren erlebt habe, der bisserl pragmatischer wirkt und dessen Wiener-Schnitzel-Rassismus ich am Anfang noch versucht habe, als einen Spleen zu betrachten, der ist insgesamt mehr so ein bisschen so mit den etwas stabileren Meinungen über Leute von hier oder da und als ich gesagt habe, ich kann ihn erst morgen bezahlen, da sind ihm ein bisschen die Mundwinkel ausgekommen und ich hab mir gedacht, na dem fehlt aber auch ein bisschen der Idealismus.

Und jetzt ist das Problem, dass das Boot noch nicht fertig ist und ich meine Praxis nicht so recht machen kann und aber auch niemand mehr im Shop ist, weil die Saison noch nicht so wirklich angefangen hat und überhaupt hänge ich jetzt in der Luft, meine Resttage auf der einen Hand und die benötigten Tauchgänge auf der anderen. Jetzt muss ich morgen wahrscheinlich einfach einen Tag lang irgendwie abhängen, hier in Ko Lanta. Und wie gesagt, es ist noch nicht wirklich was los. Wenn ich was essen geh, sitz ich meistens allein im Lokal. Wirklich wahr. Mittags und Abends. Ich mein, ein bisschen was, vielleicht dass dann noch eine russische Familie kommt oder sich zwei holländische Mädels irgendwo niederlassen. Aber wenig. Und ich natürlich hin- und hergerissen, weil ich bin schon froh, dass ich hier meine Ruhe hab und ich auf der Straße mehr Einheimische seh als nicht. Aber gleichzeitig ist hier halt alles so für die Nicht-Einheimischen hergerichtet, dass es leer und verlassen wirkt. Und so geh ich dann an diesen Bars vorbei, mit ihren Bambusmöbeln und drinnen liegen die vier Angestellten herum und spielen auf ihren Handies und irgendwelche Neunzigergitarren dröhnen aus den Lautsprechern. Und dann eines nach dem anderen, die alle zirka so sind.

Was ich hab zum Beispiel sehr schön finde, ist, dass hier ja eigentlich, so sagt man mir, eher Muslime zuhause sind. Und die buddhistischen Thais sind eher in den letzten fünfzig Jahren hierher, halt für den Tourismus, weil s da halt ein Geld zu machen gibt. Und schön find ich das insofern, weil ich ja schon in Indonesien kaum etwas lieber hatte, als bekopftuchte Frauen, die geschminkt, die lachend, die zu dritt auf einem Motorrad oder von mir aus einem Moped die Straße entlangbrausen. Das gefällt mir einfach gut von wegen: es ist überraschenderweise nicht das Kleidungsstück, das Menschen den Zugang zur Gesellschaft verwehrt.

Hier hat mir der Busfahrer aus Zwickau seinen Rotfilter für die Kamera ausgeborgt. Das macht schon einen Unterschied. Allerdings habe ich als Sechsjähriger wahrscheinlich eine bessere Nicht-Verwackelt-Quote gehabt, als wenn ich hier sechsunddreißig mal auf den Auslöser gedrückt hab…

Weil ich wirklich mehr mit Tauchen oder Theorie beschäftigt bin, als mit allem anderen, bleibt für viel mehr Beobachtungen keine Zeit. Was sich allerdings ausgegangen ist, ist, dass das Wasser hier so… weich? Ich glaube, das ist weiches Wasser, wenn die Seife kaum von der Haut zu spülen ist. So stehe ich des Morgens (wenn ich nicht auf dem Weg zum Tauchen bin) oder des Abends (wenn ich nicht den halben Tag im Meer verbracht hab) unter der Dusche und summe das Lied über the hardness of water vor mich hin beziehungsweise vor mir her.

Und manchmal ist das Essen einfach so scharf, dass es mich fertigmacht. Ich hab das schon gern gehabt, wenn das Essen mal nicht so scharf ist. Auf der anderen Seite hab ich den Eindruck, es ist ja oft nicht nur scharf sondern das funktioniert mit Säure und mit Süße und das ist wirklich auch gar nicht schlecht. Ess ich halt zwei, drei Teller Reis dazu, es gibt ja eh nichts schöneres, als eine Küche, bei der Reis einfach mal die Basis ausmacht. Oh, und ich krieg auch wieder Obst und Gemüse. Das war auf den Philippinen ein bisschen schwerer. Da war ich zwar auch froh über den Reis, aber sonst gab s halt viel für PollotarierInnen und wenig für die, die manchmal auch einen Ballaststoff in ihrem Essen suchen.